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Dissoziale Persönlichkeitsstörung
Die dissoziale Persönlichkeitsstörung ist durch ausgeprägte Diskrepanz zwischen Verhalten und geltenden sozialen Normen gekennzeichnet. Typische Merkmale sind
* Unfähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen
* Unfähigkeit zur Verantwortungsübernahme, gleichzeitig eine klare Ablehnung und Missachtung sämtlicher sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
* Unfähigkeit, längerfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten, jedoch keine Probleme mit der Aufnahme frischer Beziehungen
* Geringe Frustrationstoleranz, Neigung zu aggressivem und gewalttätigem Verhalten
* Fehlendes Schuldbewusstsein
* Unfähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen.
Ein weiteres Merkmal für diese Erkrankung kann eine anhaltende Reizbarkeit sein. Die Störung kann sich in oder nach der Kindheit entwickeln.
http://de.wikipedia.org/wiki/Soziopathie
Das Lied von der Glocke
Friedrich Schiller
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt
Heute muss die Glocke werden
Frisch Gesellen, seid zur Hand
5 Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben
Zum Werke, das wir ernst bereiten,
10 Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort
So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
15 Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt
Das ist's ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Dass er im innern Herzen spüret,
20 Was er erschafft mit seiner Hand
Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken lasst es sein,
Dass die eingepresste Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein
25 Kocht des Kupfers Brei,
Schnell das Zinn herbei,
Dass die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise
Was in des Dammes tiefer Grube
30 Die Hand mit Feuers Hülfe baut,
Hoch auf des Turmes Glockenstube
Da wird es von uns zeugen laut
Noch dauern wird's in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr
35 Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu der Andacht Chor
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
40 Die es erbaulich weiterklingt
Weiße Blasen seh ich springen,
Wohl! Die Massen sind im Fluss
Lasst's mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guss
45 Auch von Schaume rein
Muss die Mischung sein,
Dass vom reinlichen Metalle
Rein und voll die Stimme schalle
Denn mit der Freude Feierklange
50 Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose,
55 Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen -
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,
Er stürmt ins Leben wild hinaus,
60 Durchmisst die Welt am Wanderstabe
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus,
Und herrlich, in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
65 Sieht er die Jungfrau vor sich stehn
Da fasst ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Tränen,
Er flieht der Brüder wilder Reihn
70 Errötend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt
O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
75 Der ersten Liebe goldne Zeit,
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit
O! dass sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!
80 Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Stäbchen tauch ich ein,
Sehn wir's überglast erscheinen,
Wird's zum Gusse zeitig sein
Jetzt, Gesellen, frisch!
85 Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
90 Da gibt es einen guten Klang
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang
Lieblich in der Bräute Locken
95 Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
100 Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muss bleiben,
Die Blume verblüht,
105 Die Frucht muss treiben
Der Mann muss hinaus
Ins feindliche Leben,
Muss wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
110 Erlisten, erraffen,
Muss wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
115 Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
120 Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn Ende
Die fleißigen Hände,
125 Und mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
130 Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer
Und der Vater mit frohem Blick
Von des Hauses weitschauendem Giebel
135 Überzählet sein blühendes Glück,
Siehet der Pfosten ragende Bäume
Und der Scheunen gefüllte Räume
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
140 Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht mit des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
145 Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell
Wohl! nun kann der Guss beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch
Doch bevor wir's lassen rinnen,
150 Betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr das Haus!
Rauchend in des Henkels Bogen
Schießt's mit feuerbraunen Wogen
155 Wohtätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
160 Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
165 Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand
Aus der Wolke
170 Quillt der Segen,
Strömt der Regen,
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!
Hört ihr's wimmern hoch vom Turm?
175 Das ist Sturm!
Rot wie Blut
Ist der Himmel,
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
180 Straßen auf!
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,
185 Kochend wie aus Ofens Rachen
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern
190 Unter Trümmern,
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
195 Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
Sprützen Quellen, Wasserwogen
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht
Prasselnd in die dürre Frucht
200 Fällt sie in des Speichers Räume,
In der Sparren dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen, in gewaltger Flucht,
205 Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß!
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
210 Und bewundernd untergehn
Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Fensterhöhlen
215 Wohnt das Grauen,
Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein
Einen Blick
Nach den Grabe
220 Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück -
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
225 Er zählt die Häupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt
In die Erd ist's aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wird's auch schön zutage kommen,
230 Dass es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guss misslang?
Wenn die Form zersprang?
Ach! vielleicht indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen
235 Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde
Vertrauen wir der Hände Tat,
Vertraut der Sämann seine Saat
Und hofft, dass sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rat
240 Noch köstlicheren Samen bergen
Wir trauernd in der Erde Schoß
Und hoffen, dass er aus den Särgen
Erblühen soll zu schönerm Los
Von dem Dome,
245 Schwer und bang,
Tönt die Glocke
Grabgesang
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege
250 Ach! die Gattin ist's, die teure,
Ach! es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schar,
255 Die sie blühend ihm gebar,
Die sie an der treuen Brust
Wachsen sah mit Mutterlust -
Ach! des Hauses zarte Bande
Sind gelöst auf immerdar,
260 Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
265 Wird die Fremde, liebeleer
Bis die Glocke sich verkühlet,
Lasst die strenge Arbeit ruhn,
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich tun
270 Winkt der Sterne Licht,
Ledig aller Pflicht
Hört der Pursch die Vesper schlagen,
Meister muss sich immer plagen
Munter fördert seine Schritte
275 Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte
Blökend ziehen
Heim die Schafe,
Und der Rinder
280 Breitgestirnte, glatte Scharen
Kommen brüllend,
Die gewohnten Ställe füllend
Schwer herein
Schwankt der Wagen,
285 Kornbeladen,
Bunt von Farben
Auf den Garben
Liegt der Kranz,
Und das junge Volk der Schnitter
290 Fliegt zum Tanz
Markt und Straße werden stiller,
Um des Lichts gesellge Flamme
Sammeln sich die Hausbewohner,
Und das Stadttor schließt sich knarrend
295 Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen grässlich wecket,
300 Denn das Auge des Gesetzes wacht
Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
305 Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
310 Wob, den Trieb zum Vaterlande!
Tausend fleißge Hände regen,
helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund
315 Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
320 Segen ist der Mühe Preis,
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß
Holder Friede,
Süße Eintracht,
325 Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Tal durchtoben,
330 Wo der Himmel,
Den des Abends sanfte Röte
Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!
335 Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat's erfüllt,
Dass sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild
Schwingt den Hammer, schwingt,
340 Bis der Mantel springt,
Wenn die Glock soll auferstehen,
Muss die Form in Stücke gehen
Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
345 Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen
350 Speit es Verderben zündend aus;
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn
355 Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocken Strängen
360 Der Aufruhr, dass sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt
Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruhige Bürger greift zur Wehr,
365 Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher,
Das werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
370 Zerreißen sie des Feindes Herz
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei
375 Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn
Weh denen, die dem Ewigblinden
380 Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein
Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! Wie ein goldner Stern
385 Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern
Von dem Helm zum Kranz
Spielt's wie Sonnenglanz,
Auch des Wappens nette Schilder
390 Loben den erfahrnen Bilder
Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Dass wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name sein,
395 Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sich die liebende Gemeine
Und dies sei fortan ihr Beruf,
Wozu der Meister sie erschuf!
Hoch überm niedern Erdenleben
400 Soll sie im blauen Himmelszelt
Die Nachbarin des Donners schweben
Und grenzen an die Sternenwelt,
Soll eine Stimme sein von oben,
Wie der Gestirne helle Schar,
405 Die ihren Schöpfer wandelnd loben
Und führen das bekränzte Jahr
Nur ewigen und ernsten Dingen
Sei ihr metallner Mund geweiht,
Und stündlich mit den schnellen Schwingen
410 Berühr im Fluge sie die Zeit,
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,
Begleite sie mit ihrem Schwunge
Des Lebens wechselvolles Spiel
415 Und wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend ihr erschallt,
So lehre sie, dass nichts bestehet,
Dass alles Irdische verhallt
Jetzo mit der Kraft des Stranges
420 Wiegt die Glock mir aus der Gruft,
Dass sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt,
425 Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute