02.04.2010, geschlüpft 23:55 Uhr
Am Morgen liefen noch alle Gelehrte aufgeregt durch den großen Turm und bereiteten die Halle vor. Dort lag das Drachenei. Nachdem die ersten Sonnenstrahlen das beginnende Pulsieren am Morgen deutlich preisgaben, begann man aufgeregt mit den Vorbereitungen. Stroh wurde herbeigeschafft, seidene Tücher... die Gelehrten zogen sich sodann in ihre Nieschen zurück, murmelten ihre Gesänge, um die immer stärker werdende Kraft im Inneren des Eis zu rufen und zu besänftigten, sobald sie ausbrechen würde. Immer wieder und wieder ging ich auf und ab, legte meine Hände auf die heiße Schale, gebannt vom Singsang um mich herum, doch auch von meinem Herzen. Es rief mich... säuselte in meinem Kopf und in meiner Brust begann es zu vibrieren. Müde zog ich mich daher für eine Weile zurück...
Kurz vor Glockenschlag zur Mitternachtszeit lief ich schweißgebadet zu dem Ei. Eine innere Stimme forderte meine umgehende Anwesenheit. Als ich gerade meine Hände um das Ei legen wollte, brach plötzlich die Schale auf und ein Fauchen empfing mich. Aus den kleinen Nüstern tropfte es zunächst und dann spürte ich heißen Atem an meinen Händen, ehe sich der Kopf von ten-sei sanft in meine Hand schmiegte. Er streifte den Rest der Schale ab und ich ließ mich gemeinsam mit ihm in seinem Nachtlager nieder.
07.04.2010
ten-sei spielte am Morgen aufgeregt in der Turmhalle, immer wieder und wieder umkreiste er das Ei, das dort friedlich schlummerte. Es war ihm gefolgt. Die ersten Tage hatte er es ignoriert und selbstbewusst die Burg erkundet. Nachdem er jedoch ein wenig kränkelte die letzten Tage, zog ich mich gemeinsam mit ihm in die Drachenhalle zurück. Als er sich ein wenig erholt hatte, begann der Singsang der Gelehrten erneut. Nun verbringt er die Zeit mit mir gemeinsam wartend... auf das Geschwisterchen!
09.04.2010
Sein Bruder war verfressen... ten-sei ignorierte ihn zunächst geflissentlich und versuchte, durch seine ganze pracht zu prahlen. Immer wieder musste er zeigen, wie stark und mutig er doch war... dieser Frechdachs. Leichtfüßig kletterte er an den Säulen empor und sah sich meistens von dort aus die Arbeiten der Gelehrten an. Ein wenig froh war er schon, dass sie ihn in Ruhe ließen und nur ich ihm Aufmerksamkeit schenkte.
16.04.2010
Heute war es für den Stammhalter ein aufregender Tag. Er spielte gerade mit seinem Brüderchen, als die Tore der Halle aufsprangen. Hinwein kam - halb fliegend halb laufend - eine wunderschöne kleine Drachendame. Ihr klangvoller Name Melody hallte ihr hinterher, als sie neugierig mit ihrem Schanz hin und her wedelte und dabei fast die Einrichtung auf den Tischen hinwegfegte. Mit langem Hals und geblähten Nüstern kroch ten-sei auf sie zu, den Kopf dicht am Boden gepresst. Ein leises Schnattern war zu hören, als er in ihr eine Spielgefährtin erkannte. Also fing er sofort an, mit ihr zu tollen. Da der Turm jedoch nicht der geeignete Kinderspielplatz ist, ließ ich beide hinaus in den Garten der Burg und sie noch ein wenig in der Dämmerung spielen.
23.04.2010
Lustlos kroch ten-sei an diesem Morgen hinaus in den Garten. Ein Blick zum Himmel konnte ihn nicht erfreuen, nicht die vielen kleinen Vögelchen, welche in der Tränke ein fröhliches Bad nahmen. Er rollte sich einfach auf der Wiese zusammen und schlief ein. Zunächst sah alles sehr friedlich aus. Je später der Tag wurde, um so tiefer wurde sein einatmen und um so heftiger das Ausatmen. Zischend und grollen kam der Atem aus seinen Nüstern, hin und wieder von ein paar kleinen Rauchschwaden begleitet. Fast schon wollte ich die gelerten rufen, als Thoryn aufgeregt an mir vorbeischoß und in meine Beinkleider biss. Er zerrte und zog, bis ich wieder auf der Wiese war. Dort reckte sich gerade mein kleiner ten-sei. Seine Flügel glänzten im Sonnenschein und die langen Glieder ließen keine Fragen offen. Nun war er schon kein kleines Baby mehr, was verhätschelt werden muss. Bald würden die Gelehrten mit den Trainingseinheiten beginnen können. Doch nicht heute. Heute hatte er Ruhe verdient...
28.05.2010
Nachdem ten-sei beinahe am Tag zuvor vor lauter Übermut ein Feld in Brand gesteckt hatte, ging ich sofort mit ihm zu einer kleinen aber harten Trainingseinheit über. Feuerspeien auf Ziele schien ihm dabei am besten zu gefallen. Am Abend des 27. gab es daher für die gesamte Dienerschaft Bratäpfel als Geschenke... nun, was soll ich sagen? Nachdem er sich die Nacht hoch oben auf der Spitze des Drachenturmes verkrochen hatte, flog, ja FLOG ten-sei in den frühen Morgenstunden des 28.05. vom Turm hinab und kroch, die neuen Schwingen noch nass glänzend in sein Nest, um sich von seinem Wachstumsschub zu erholen. Ja, für den kommenden Monsun hatte er sich vorbereitet wie mir schien. Ob er in seinem jugendlichen Leichtsinn wohl ein guter Anführer werden kann? Zumindest würde Nabita ihn aus dem Hintergrund lenken können und ten-sei die beiden Geschwister mit seinem Flammenstrahl beschützen können. Wenn ihm nur seine Pubertät nicht im Wege steht...
13.07.2010
Fleisch und lecker süße Früchte... hätte Tanomi ihn nicht eingebremst, um ein Haar hätte er die Turmspitze mit einem Schwanzhieb beiseite gehoben... dabei war er gerade neu erbaut worden. Mit seinem langen Hals war er natürlich gleich zuerst am Futter.
16.09.2010
Sie waren wieder fortgeflogen... Für ein paar Tage war der Drachenhort beinahe überfüllt gewesen mit Ankorak, Melody, unseren Lieben und und und... Ten-sei hatte sich merkwürdig benommen. Immer wieder hatte er die großen schuppigen Gäste beäugt, aus sicherer Entfernung. Kamen sie näher, so war sein Gebahren alles andere als freundlich und nett. Fauchen, Schnappen und Schwanzschlagen stand auf der Tagesordnung. Und als sie dann gegangen waren, verweigerte obendrein noch das Fressen. Die Gelehrten waren ratlos gewesen. Letztendlich ließ ich ihn eine Weile in Ruhe.
Wie groß war also meine Freude, als ich heute früh nachdem ich die wichtigsten Aufgaben des Tages geplant hatte, plötzlich einen riesigen Schatten über mir sah. Er ließ sich schwebend eine Weile über mir Zeit, glitt dann fast schon lautlos hinab. Seinen Hals legte er auf den Boden und blinzelte mich an. Ich stieg auf den Sattel auf dem Rücken von ten-sei und mit einem donnernden Brüllen und einem mächigen Flammenstrahl erhoben wir uns auf unseren ersten gemeinsamen Rundflug.
17.03.2011
Einen Tag vor meinem eigenen Geburtstag erreichte ten-sei nun seinen entgültigen Erwachsenentatus. Sternenfunkesien ist stolz auf seinen Dragger...
