Das Meer
Es war erschreckend ruhig an Bord der Bloody Dragon . Einzige Stille. Gerade noch waren sie auf hoher See in einen schrecklichen Sturm geraten, und plötzlich lag das ganze Meer still. Einige Meter vom Schiff entfernt sah man nurnoch eine scheinbar undurchdringliche Nebelwand. Ganz leiste ächzten die Holzdielen. Einer der Matrosen näherte sich der Reling. Nichts. Nichts rührte sich im Wasser, nichts an Bord. Keiner der anderen Matrosen wagte es auch nur zu atmen. Sekunden vergingen wie Stunden. Die Zeit wollte nicht fließen. Sie alle wussten was sie hinter der Nebelwand erwartete. Der sichere Tod. Die größte Gefahr die die See barg. Es fragte sich nur wann sie zuschlagen würde.
Das leise Geräusch von tropfendem Wasser durchbrach die Stille für einen kurzen Moment. Dann brach es ab. Nun war es soweit. Ein grauenvolles Brüllen war zu hören und das Schlagen mächtiger Flügel. Die grauenvolle Kreatur landete auf dem Hauptmast.
Mit angstgeweiteten Augen starrten die Matrosen das Tier an. Ein mächtiger Drachen, tiefblau wie die See. Ein wundervolles Geschöpf und doch so verhängnisvoll. Die feuchten Schuppen glänzten. Das Tier sah mit seinen saphirblauen Augen einem Matrosen ins Angesicht.
Dieser zitterte. Er wusste er würde das erste Opfer sein. Aber nicht das letzte. Keiner würde überleben. Er stand auf. Seine Füße trugen ihn der Bestie entgegen. Er wollte nicht. Doch konnte er nicht anders. Nun stand er direkt unter ihr. Er blickte nach oben und eine Träne rollte über seine Wange. Das Tier beugte sich hinab und hauchte ihm ein letzes Mal seinen fauligen Atem ins Gesicht.
Ich bin ein junger Drache,
Doch werde ich mit jedem Tag stärker.
Ich liebe die See,
Sie glänzt wie meine Schuppen.
So blau und so wild,
So unbezähmbar wie ich.
Ich bin so stark wie die See,
Ihre ganze Kraft wohnt in mir.
Und wartet nur darauf entfesselt zu werden.
Sie mich an, mein blaues Schuppenkleid.
So dunkel wie die See.
So gefährlich wie die See.
Meine Schwingen breiten sich aus.
Sie entfesseln einen Sturm.
Die unbändige Macht.
Die Macht des Meeres.
Und so flieg ich über Wellen.
Über den tiefen blauen Abgrund.
Doch ist der Sturm vorüber,
Wurde die Macht entfesselt.
Dann bin ich ruhig,
Gespenstig ruhig.
Denn es ist nur die Ruhe,
Vor einem erneuten Sturm.
Nicht jeder Drache ist eine Kreatur des Feuers. Manche leben in Wäldern, manche in der Wüste, und manchmal zieht es einen Drachen auch auf die See. Doch auf der See ist das Überleben schwer.
Viele Drachen kommen um. Doch manche, die denen die See wirklich wichtig ist finden einen Weg zu überleben. Nicht selten schließen sie sich mit Piraten zusammen und werden zum Schrecken der Meere.
Um Seedrachen ranken sich viele Legenden. Sie beschwören Stürme herauf und locken ihre Opfer in Nebelschwaden. Dann schlagen sie zu. Vor einem solchen Angriff gibt es kein Entrinnen.
