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Forum  News  Highscore  Dragopedia  22.11.2024 05:32:59 Uhr

Beweise Dich als meisterhafter Stratege, schlauer Händler und kluger Herrscher in Dragosien, dem Land der Drachen.

Errichte eine Siedlung, baue eine Drachenzucht auf und messe Dich in der königlichen Liga der Drachen.

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Profil von Rouby aus ArexSchattensien.
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<b>Rouby</b> ist ein Drachenkind. Nun ist der richtige Moment, dem Kleinen Fliegen, Feuerspucken usw. beizubringen.

Rouby ♀ (555 Punkte, 0 Elo)

Rouby ist ein Drachenkind. Nun ist der richtige Moment, dem Kleinen Fliegen, Feuerspucken usw. beizubringen.

Besitzer:
ArexSchatten

Eltern:
Kira   Seth  

Besondere Stärken:
Kraft

Wettkampfstatistik:
0 gewonnen, 0 verloren

Geschenke:
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3. Teil

Fridthjof

Mit einem überraschend gelenkigen Sprung war Arex zur Seite entkommen. Obwohl Fridthjof weiß, dass eine Begleiterin sich problemlos bei Stürzen abrollen kann und plötzlichen Hindernissen unglaublich schnell ausweichen kann, hatte diese Bewegung, die Arex vermutlich das Leben gerettet hat, etwas Überraschendes an sich. Auch Arex selber scheint etwas überrascht zu sein, aber ihre verbissene Mine lässt kaum Schlüsse auf ihre Gedanken zu.
Ihre Waffen, welche in dem gespenstischen Zwielicht funkeln, hat sie nun vollständig hervorgezogen und steht nun in passender Position um zu Kämpfen. Auch das uralte Wesen steht fest auf beiden Beinen und ist sprungbereit. Aber es scheint sich nur auf Arex zu konzentrieren, denn es würdigt Fridthjof keines Blickes. Stattdessen stürzt es sich wieder auf dessen Gefährtin, welche wiederum zur Seite ausweicht, wobei ihr Gewand um sie herumwirbelt und alles mehr wie einen Tanz als einen Kampf wirken lässt, an dessen Ende nur einer überleben kann. Im selben Augenblick schlägt eines ihrer Schwerter auf die Brustpanzerung ihres Gegners. Dieser gerät lediglich ins Taumeln, fängt sich aber sogleich wieder und verharrt in Regungslosigkeit. Langsam wagt Arex einen Schritt zur Seite, dann noch einen, bis sie schließlich das Monster fast zur Hälfte umrundet hat. Bereit um beide Klingen in den Rücken der Kreatur zu rammen hebt sie die Schwerter. Doch mit einer Geschwindigkeit, die man diesem großen Wesen und auch sonst kaum einem anderen Geschöpf Dragosiens zugetraut hätte schnellt der Schwanz dieser Riesenechse hervor, welcher zuvor unter einem seltsamen Umhang verborgen gewesen war. Selbst Arex unglaubliche Reflexe helfen ihr diesmal nicht und sie wird bis zur Höhlendecke emporgeschleudert um dann mit einem dumpfen Knall bewusstlos auf dem Höhlenboden zu landen. Ein gewaltiger hässlicher roter Striemen zieht sich quer durch ihr Gesicht und Blut läuft aus ihrer gebrochenen Nase. Sofort ist dieses seltsame Wesen, halb Mensch, halb Drache, über ihr, scheinbar hat es Fridthjof immer noch vergessen. Den Sieg vor seinen widerlichen, starrenden Augen lässt dieser wandelnde Alptraum jedes Reisenden seine Kiefer aufeinanderschnappen, während es langsam die Pranken ballt und öffnet. Doch bevor es seine messerscharfen, blanken Krallen in Arex Körper schlagen kann erfüllt ein gleißendes Licht die Höhle und sowohl das Monster als auch Fridthjof und die bewusstlose Arex werden an verschiedene Seitenwände der Höhle katapultiert.
Erstaunt sich rappelt sich die Kreatur vom Höhlenboden hoch und wendet sich nun doch zu dem jungen Mann um, von dem scheinbar diese Kraft ausgegangen war. Dieser sitzt völlig ermattet und mit überraschter Mine an einer Wand der Höhle und ist kaum noch fähig hochzublicken als das Drachenwesen vor ihm steht. Diese nähert sich langsam und mit einem plötzlichen Ruck reißt sie Fridthof auf die Beine. Beide Kontrahenten stehen sich fast auf Augenhöhe gegenüber, denn Fridthjof ist nur wenige Fingerbreit kleiner als diese seltsame Echse. „Wer bist du? Sag es mir!“ zischelt dieser nun „Sofort!“ Es entsteht eine lang Pause, den der junge Mann ist immer noch völlig kraftlos, selbst zum Reden fehlt ihm die Kraft. Zusätzlich dazu drückt sein Kontrahent ihm mit seinen Krallen die Kehle beinahe ganz zu, sodass schmale Blutrinnsale den Hals herunterlaufen. „Ich habe nur wenige kennen gelernt, die solche Macht besaßen.“ ergänzt das Wesen. „Doch kaum einer entkam mir und du wirst sicher nicht zu den glücklichen Besuchern dieser Höhle zählen. Doch bevor ich dich und deine Gefährtin töte, will ich wissen wer du bist und woher du diese Fähigkeit hast.“ „Fridthjof... Fridthjof aus Fridthjofsien...“ bringt dieser erschöpft über die Lippen.
Bevor er weiterreden kann erahnt er hinter seinem Peiniger ein Blitzen und sieht, wie eine Schwertklinge zischend die Luft durchtrennt und den Schädel der Riesenechse trifft. Zwar prallt das Metall an der harten Schuppenpanzerung des Geschöpfes ab, aber es sackt in die Knie und liegt letztendlich betäubt zu Arex Füßen, immernoch die Kehle des jungen Mannes in den Klauen.
Als wäre sie nie bewusstlos oder verletzt gewesen, steht Arex plötzlich da. Erstaunlicherweise sind sämtliche Wunden von ihr verheilt und nur noch etwas getrocknetes Blut unter der Nase deutet auf ihre nun verschwundenen Verletzungen hin. Ohne sichtbare Anstrengung oder Mühe lässt sie eines ihrer Schwerter auf den nun regungslosen Körper des Gegners niederfahren. Die Klinge schneidet sich knirschend den Weg durch die Schuppenhaut des Wesens, durch welches die junge Kriegerin beinahe den Tod gefunden hätte. Tief versenkt sie den eiskalten Stahl in das heiße Fleisch des Herzens. Ein letztes Zucken kündigt letztendlich vom Tod des Echsenwesens. Aber noch immer stieren die milchig trüben Augen voller Hass in die Gesichter seiner Gegner.
Nach einigen Versuchen kann Arex ihren Begleiter aus den Krallen des leblosen Monsters befreien. Dieser reibt sich erstmal den geschundenen Hals und kommt dann sehr langsam auf seine Beine, wobei er sich an der Wand abstützt. Mehrere Minuten verharren die beiden Gefährten, die dem Tod so knapp entronnen sind, regungslos. Dann zieht Arex mit einem leichten Ruck am Schwertheft, doch alles was sie aus dem dampfenden Körper des bezwungenen Geschöpfes zieht ist ein bis zur Unkenntlichkeit verschmolzenes und verätztes Stück Metall, völlig wertlos für einen Kampf. Mit einem traurigen Blick auf das, was einstmal ein Vorzeigestück der Schmiedekunst war, legt sie diesen Rest neben sich auf den Boden.
„Nun, welchen Tunnel sollen wir wählen?“ fragt die junge Frau ihren noch jüngeren Begleiter. „Einen von beiden müssen wir nehmen, anders kommen wir hier nie weg.“ Nach einer Pause fügt sie gedankenverloren für sich selbst hinzu: „Und Rouby finden wir dann auch nie.“
Noch während beide Reisende überlegen, welches nun der richtige Pfad sei, verschwimmen die Eingänge und es bildet sich in jedem Tunnel eine Art Spiegel aus Dunstfäden. Jeder dieser Nebelspiegel zeigt sein Gegenüber. In dem einen ist Arex zu sehen, in dem anderen Fridthjof. Und beide Spiegelbilder treten aus dem Dunst hinaus, bereit ihre Gegenüber mit deren eigenen Waffen zu vernichten.
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ArexSchatten

Arex war verwirrt. Wer war ihr Begleiter? Anfangs dachte Arex, dass er ein einfacher junger Mann war der seine Stadt mit viel Mühen aufbaute, um irgendwann einmal dort Drachen zu beherbergen. Schon als sie diese merkwürdige Kleidung von ihm bekommen hatte, war sie aufmerksam geworden. Jetzt hier in der Höhle war sie dem Tode nah gewesen und er hatte, zwar unter großen Mühen, ihr das Leben gerettet. War er ein junger Magier? Einer dieser seltsamen Männer, die alles Mögliche sammelten, eine unverständliche Sprache vor sich her murmelten und nie wirklich greifbar zu sein schienen. Ihre Verwirrung wuchs, als sie den toten Drachenmenschen vor sich liegen sah. Nach allem was sie über diese Wesen gehört hatte, war es zu einfach gewesen. Diese Wesen sollten ganze Dörfer vernichtet haben. Angeblich konnten sie mit Drachen sprechen. Ein Teil von ihr hätte gerne dieses Wesen näher kennengelernt. Aber nun war es zu spät. Sie hatte sich entscheiden müssen, das Wesen oder ihr Begleiter. Sie hatte sich entschieden und legte ihr verätztes Schwert auf die Brust des Wesens und hoffte inständig, dass es nicht das einzige seiner Art war. Mit einem Ruck stand sie auf und sah ihren Begleiter an. Sie hatte die Frage welchen Tunnel sie nehmen sollten noch nicht ganz ausgesprochen, als die Tunnel sich zu verändern begannen. Wortlos sah sie zu, wie sich dort Spiegelbilder von beiden bildeten, die kurz danach aus dem Tunnel traten. „Na toll …“, dachte Arex: „… hier kommen wir doch nie raus.“ Ihre Gedanken rasten. Wenn sollte sie angreifen? War es klug es überhaupt zu versuchen? Die beiden kamen stetig näher und machten nicht den Eindruck, dass sie plaudern würden. Sollte sie ihr Ebenbild angreifen oder traute sie es Fridthjof zu mit ihr fertig zu werden. Ihr eigenes Ego schrie: „Nein!“ aber interessant könnte es werden. Oder war es nur die Angst gegen sein Ebenbild zu verlieren und sich eingestehen zu müssen, dass er ihr überlegen war. Mit solchen Gedanken hatte die junge Frau schon immer Probleme gehabt. Sich jemanden unterzuordnen, nicht gut genug zu sein. Sie war nur die Tochter eines einfachen Schmiedes. Schon immer hatte sie den Drachenturm ihres Herren bewundert und die wundervollen Tiere, die so majestätisch am Himmel kreisten. Sie durfte zusehen, wenn ihr Vater ihnen die dicken schweren Halsbänder anlegte. Arex fand das immer furchtbar, aber es musste sein, erklärte er ihr. Damit man wusste wo sie hingehörten. Es änderte nichts daran, dass sie es als grausam empfand. Sie hatte dann immer den Drachen die Hand auf die Schnauze gelegt und war bei ihnen geblieben. Sie hatte immer den Wunsch gehabt eines Tages einen eigenen Drachen zu haben. Niemand hatte es dem kleinen dreckigen Kind zugetraut. Sie hatte hart gearbeitet und lange gekämpft um ihren Traum zu verwirklichen. Sie hatte immer besser sein müssen als alle anderen. Und das war ihr so ins Blut übergegangen, dass sie nicht ertragen konnte, dass jemand besser war als sie.

Das alles schoss ihr durch den Kopf als sie weiter die beiden Gestalten aus sich zukommen sah. Irgendwie kam ihr alles surreal vor. Irgendetwas in ihr schrie, dass sie in Gefahr war und was tun musste – oder war es Fridthjof? Aber Arex Instinkte sagten, dass von den beiden keine Gefahr ausging. Wobei auch ihre Instinkte behaupteten, dass sie in allerhöchster Gefahr schwebte. Sie bekam Kopfschmerzen. Ihre Laune sank, als sie plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr nahm. Jede Reaktion kam zu spät. Eine Klaue griff nach ihrer Schulter. Schmerzhaft bohrten sich die Klauen in das Gewebe und das darunterliegende Fleisch. Arex schrie vor Schmerzen auf als sie in die Luft gerissen wurde und mit solcher Wucht auf dem Boden aufschlug, dass sie fast das Bewusstsein verloren hätte. Etwas schlug hart auf ihren Brustkorb auf und die Klauen drückten ihren Kopf zur Seite, sodass ihr Hals entblößt wurde. Tränen schossen ihr in die Augen und so konnte sie ihren Begleiter einige Meter weit entfernt nur durch einen Schleier auf dem Boden liegen sehen. Er bewegte sich und war bei Bewusstsein. Mit einem wütenden Knurren brachte sich die riesige Echse wieder in ihr Gedächtnis. Die junge Frau versuchte den Kopf zu drehen und wünschte im selben Augenblick, dass sie es nicht geschafft hätte, denn sie sah wie das Wesen mit weit aufgerissener Schnauze nach ihrem Hals schnappte. Arex schloss die Augen, als sie die Zähne an ihrem Hals spürte und …. das Wesen plötzlich laut vor Schmerzen aufbrüllte. Verwirrt dachte Arex, dass Fridthjof ihr ein weiteres Mal das Leben gerettet hatte, aber der versuchte gerade immer noch wieder aufzustehen. Blut und Speichel tropfte Arex auf den Hals und das Gesicht. Das Drachenwesen riss an Arex Lederband, welches sie um den Hals trug und darunter kam silberblitzend Dravens stabiles Babyhalsband zum Vorschein. Sie trug es schon seit einer halben Ewigkeit. Genauer gesagt seit dem Tag als der Schmied ihres Dorfes es Draven umgelegt hatte. Abends hatte Draven sich immer noch nicht an das Band gewöhnt und saß wie ein Häufchen Elend in der Ecke. Sie holte das Werkzeug ihres Vaters aus dem Keller und machte ihm das Band ab. Ihr hatte es als Kind nicht gefallen und es gefiel ihr immer noch nicht. Also legte sie es sich selber um und das rettete ihr vor einem Augenblick das Leben. Verwundert knurrte das Wesen: „Du trägst das Band eines Sklaven?!“ Er zerrte daran während Arex wütend knurrte: „Draven ist kein Sklave.“ Die Augen des Drachenwesens weiteten sich und es sah sie neugierig an. „Was wollt ihr hier? Ihr wollt den wilden Drachen jagen!“ Das Gewicht des Wesens lastete noch immer auf Arex Brust und sie bekam kaum Luft, geschweige denn, dass sie ihm antworten konnte. Das übernahm Fridthjof für sie.
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Fridthjof

„Nein! Wir wollen niemanden jagen. Wir wollen jemanden finden.“ Das Wesen, welches Arex zu Boden drückt, dreht seinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam. Seine milchigen, starrenden Augen richten sich auf Fridthjof. Doch da ist mehr als nur als der Hass von vorhin im Blick. Interesse ist es, das sich in jenen alten aber auch fürchterlichen Augen widerspiegelt. „Dich sollte ich nicht nochmal vergessen“ zischelt die Kreatur. „Ihr seid beide erstaunliche Reisende. Bisher sind nur wenige Reisende aus dieser Höhle entkommen und beinahe hättet auch ihr dieses Meisterwerk geschafft. Wer seid ihr? Und was wollt ihr, wenn ihr nicht den wilden Drachen jagen wollt?“ Langsam erhebt sich die Kreatur und bewegt sich auf Fridthjof zu. Diese Gelegenheit nutzt Arex um sich aufzurappeln und Fridthjof ein Zeichen zu geben. Gemeinsam laufen sie auf die andere Seite der Höhle zu und bringen möglichst viel Abstand zwischen sich und ihre Spiegelbilder. Es bringt immerhin etwas Zeit, welche beide brauchen um zu überlegen, was nun zu tun sei. Das seltsame Echsenwesen steht in der Mitte des Raumes, folgt aber den Zweien. Die Spiegelbilder scheinen sich sicher zu seien, dass ihnen niemand entkommen kann und schweben gemächlich aber drohend und stetig durch die Höhle. Dennoch sie scheinen sich kaum zu bewegen.
„Ich frage euch nochmal. Wer seid ihr? Was wollt ihr?“ gibt die Kreatur von sich, welche nun zu Arex und Fridthjof aufgeschlossen hat. „Fridthjof und ArexSchatten. Fridthjofsien liegt etwa drei Fußstunden nördlich von dieser Höhle, ArexSchattesien etwa ähnlich weit, doch müsstet Ihr euch nach Süden richten um dorthin zu gelangen.“ „Und was wollt ihr?“ fragt das Wesen, nachdem Fridthjof seine Schilderungen nicht weiter ausgeführt hatte. „Wir suchen. Wir suchen ein Drachenbaby. Es heißt Rouby und es ist seit sicher drei Tagen verschwunden. Ausgebüchst ist die Kleine.“ antwortet Arex. Trotz ihres vor allem sorgenvollen und wehmütigen Blicks sieht man ihre Augen funkeln, als sie von ihrem kleinen Drachenbaby spricht. „Also wirklich eine Drachenzüchterin. Ihr sucht es um es wieder in Eisen und Ketten zu lege, nicht wahr? Drachenzüchterin!“ presst das Wesen zwischen schmalen Lippen hervor, nur das letzte Wort speit es in gewohnter Weise heraus. Und plötzlich ist alles außer der Hass aus seinen Augen verschwunden, der nun umso heftiger zu lodern scheint.
Wieder muss Arex Schulter herhalten, doch dieses riesige, alte, echsenartige Geschöpf besinnt sich im letzten Augenblick wieder auf seine Fragen. „Ich weiß immernoch nicht, wer ihr beiden wirklich seid.“ „Das gleiche frage ich mich auch, wenn ich Euch ansehe.“ erwidert der junge Mann. Irgendetwas sagt ihm, dass er dieses mythische Wesen damit verärgern könnte, aber dass er und Arex noch Leben sind und sich gegen dieses Wesen zu verteidigen wissen, scheint ihm etwas zu sehr zu Kopfe gestiegen zu sein. Arex kräftiger und vorallem schmerzhafter Tritt mit ihren festen Drachenreiterstiefeln kommt da zu spät. Doch alles was das Wesen darauf sagt ist: „Erst antwortet ihr mir, dann werde ich euch vielleicht auch antworten. Vorausgesetzt, eure Zeit ist bis dahin noch nicht abgelaufen.“ Das Monster knirscht zum einen mit den eigenen Kiefern, zum anderen deutet es auf die Spiegelgestalten, die sich weit hinter seinem Rücken befinden. Aber ein Blick zu diesen zeigt den beiden Wanderern, dass sich die Gestalten scheinbar dessen bewusst sind, dass aus dieser tiefen Höhle keiner flüchten kann und daher nur wenige Fußbreit vorwärtsgerückt sind. Das ist angesichts der riesigen Höhle zwar wenig, aber in den Augen von Arex und Fridthjof schon einige Fußbreit zuviel.
Wiederum ergreift die junge Frau das Wort: „Ja, ich bin eine Drachenzüchterin. Meine Drachen sind mit mir mehr als nur durch Freundschaft verbunden.“ „Weil sie die Freiheit niemals kennenlernen durften!“ ist es, was die mystische Gestalt ihr vorwirft, wobei sie die Krallen schnappen lässt.
„Aber wer ist den dein Begleiter?“ fragt das Wesen weiter bevor Arex sich rechtfertigen kann und damit richten sich diese furchterregenden Augen auf Fridthjof. „Mag es auch schwache und unkontrollierte Magie sein, so ist es dennoch Magie und somit eine Gabe die auch in Dragosien nicht alltäglich ist. Obgleich sie auch nicht allzu selten ist.“ „Diese Gabe hat mein Urgroßvater in mir geweckt. Lange Zeit bereiste er Dragosien und er verstand sich auf die Kunst der Magie. Aber dadurch, dass er von seiner letzten Reise nie wiederkehrte, konnte er mir nie mehr beibringen als die Grundlagen dieser Fähigkeit.“
„Dann weiß ich ja wenigstens wer hier in meiner Höhle stirbt und auch, warum ihr hier gelandet seid. Um eine Person, die Drachen zu ihrem Spaß gefangen hält ist es wirklich nicht schade.“ spottet das Wesen, dabei wirft es einen unverkennbar hasserfüllten Blick auf Arex. „Ihr junger Mann, hättet weit mehr mit Eurer Gabe machen können. Aber dafür werdet Ihr keine Gelegenheit mehr bekommen.“ Das Echsenwesen fixiert seine Opfer bereits mit seinen Augen und den beiden Gefährten wird klar, dass sie durch die Wand im Rücken zwar teilweise geschützt sind, aber ihnen dadurch jede Möglichkeit zum verzweifelten Fluchtversuch verbaut ist. Es ist ihnen nichtmal mehr möglich, sich in Kampfposition zu stellen.
Aber bevor die Kreatur, welche nun eindeutig wieder auf Blut aus ist, seine Opfer anspringt, erhebt es noch einmal die Stimme: „Ihr habt mir geantwortet und ich bin gewillt euch auch einige Fragen zu gewähren. Ihr habt Zeit, bis eure Ebenbilder euch auf zwei Armeslängen erreicht haben. Es wird euch beiden nicht helfen, aber ich biete es euch dennoch an. Fragt nun!“ Heißer, stickiger Atem schlägt über den beiden jungen Menschen zusammen, als Arex den Mund öffnet um zu fragen.
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ArexSchatten

Für Arex gab es nur eine Frage, die sie dem Wesen stellen wollte: „Hilfst du mir mein Drachenbaby zu finden?“ Das war wohl die letzte Frage mit der das Drachenwesen und auch ihr junger Begleiter gerechnet hatten. Beide machten einen völlig verdatterten Gesichtsausdruck, der sich so verblüffend ähnlich sah, dass Arex sich ein Lachen verkneifen musste. Die ernste Situation machte es ihr aber leicht und bevor sich die beiden von dem Schrecken erholt hatten, redete Arex weiter: „Da draußen läuft ein hilfloses Drachenbaby durch das Gebirge. Wenn es jetzt nicht schon tot ist, wird es es bald sein. Es hat Hunger, Durst und Angst.“ Wobei Arex sich sicher war, dass Rouby keine Angst hatte. Das Drachenmädchen war äußerst neugierig und stolperte wahrscheinlich von einem spannenden Abenteuer in das nächste. Aus Arex sprudelte es jetzt heraus. Es hätte tausend anderer Fragen gegeben, die sie ihm hätte stellen können, aber was nutzten ihnen die Antowrten wenn sie danach straben? Also legte sie alles auf diese Waagschale. „Willst du dass es stirbt, weil du mich hasst? Ich habe 25 Drachen bei mir im Turm. Willst du dass sie angekettet auf ihren Tod warten? Wenn ich nicht zurückkehre, werden sie elendig zu Grunde gehen. Willst du das?“ Arex hatte keine Zeit zu versuchen dieses Wesen zu überzeugen, dass es ihren Drachen gut ging. Also bediente sie seinen Hass in der Hoffnung, dass er ihr half um der Drachen willen. „Hilf mir mein Drachen zu finden, komm mit und befreie meine Drachen und danach werde ich mich deinem Urteil stellen.“ Das Wesen knurrte wütend und schien ihr fast den Kopf abreißen zu wollen, aber es überlegte. Um den ganzen noch eines drauf zusetzen, hob sie mit herrischer Stimme an: „Und meine Begleiter lässt du in Frieden. Er ist unbeteiligt. Er hat keinen Drachen und nach dem Abenteuer wird er sicher auch keinen haben wollen. Ich brauche ihn nur, um die Spur von Rouby aufzunehmen. Danach ist er für mich wertlos.“ Sie versuchte so viel Arroganz und Kälte in ihre Stimme zu legen, damit es glaubwürdig klang und hoffte dass es reichen würde, ihm sein junges Leben zu retten.
Eine Weile starrte ihr schlimmster Albtraum sie an, dann wendete es sich ruckartig mit einem abfälligen Schnauben um. „Genieße deine letzten Tage.“, knurrte es im Gehen. Arex atmete erleichtert auf und sah mit einem gequälten Grinsen den immer noch stramm stehenden jungen Mann an. Sein Blick drückte deutlich Unglauben aus. Als Arex zu dem Drachenwesen zurücksah, waren ihre beiden Ebenbilder verschwunden. Dafür schlurfte hörbar ein riesiger Steinhaufen durch eine Tunnelöffnung in den engen Raum und warf ein Bündel vor Arex Füße. Die junge Frau blickte verwirrt auf den Steinhaufen. Er hatte entfernte Ähnlichkeit mit dem Stein, den sie vor das Versteck ihrer Kleidung gerollt hatten. „Zieh das wieder an!“, fauchte das Drachenwesen und Arex Blick glitt zu Boden. Vor ihr lagen tatsächlich ihre Kleidungstücke die sie zurückgelassen hatte. Sie war froh sie wieder zu haben und so sah sie sich nach einem Platz um, wo sie sich schnell umziehen konnte. Vergeblich wie sich herausstellte. Fridthjof drehte sich höflich um und so bleib nur noch das Drachenwesen und der Steinhaufen da und beiden sahen nicht sehr interessiert drein. Arex zuckte mit den Schultern und entledigte sich schnell der weichen Kleidung von Fridthjofs Großvater. Unter der Kleidung kam etwas zum Vorschein, was ihrem Beobachter sichtlich missfiel. Sie wusste auch was. Sie hatte Drachenschuppen ihrer Drachen gesammelt und sie mit dünnen Stahlfäden zu einer beweglichen Panzerung zusammengebunden. Sie bedeckte nicht ihren gesamten Körper, sondern zeichnete nur ihr Skelett außen nach. Zwischen den Drachenschuppen waren reichlich Brandnarben und Narben anderweitiger Verletzungen zu sehen. Das Leben als Drachenzüchter und –trainer war hart und oft gefährlich. Schnell zog sie ihre Lederweste über und schürte sie enger. „Wie viele Drachen haben überlebt, wenn sie dich verletzt haben?“, kam ein Knurren von der Seite von dem Wesen. Alle, war die Antwort, aber sie sah ihn nur mit einem Schnaufen an. „Das willst du nicht wirklich wissen.“, kam missmutig über ihre Lippen. „Sei vorsichtig!“, kam die Warnung prompt. Störrisch schob die junge Frau ihr Kinn nach vorne, steckte mit einer ruckartigen Bewegung ihre Messer in den Gürtel und hob ihr verbliebenes Schwert auf. „Und was wenn nicht? Wirst du mich dann töten?“, fragte sie murrend. Noch bevor er antworten konnte, schritt Arex auf den rechten Tunnel, und damit nicht den Tunnel aus dem der Steinhaufen gekommen war, zu.
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Fridthjof

„Was hast du vor, Drachenzüchterin?“ ruft das Drachenwesen Arex knurrend zu, welche bereits vorausgeeilt ist. „Rouby suchen?!“ erwidert Arex schnippisch, und sieht das Wesen an, als ob es begriffsstutzig wäre. „Und du glaubst, der Weg wäre der richtige, ja?“ zischt das Wesen „Du kannst gerne da lang gehen, aber dann kannst du alleine gehen, denn deine Reise wird dort enden.“ „Das hast du von dem anderen Tunnel auch behauptet. Aber einen müssen wir ja wohl nehmen, nicht?“ antwortet Arex. Aber sie scheint etwas verunsichert zu sein, denn sie kennt sich in den Höhlen nicht aus. Doch schnell setzt sie eine gelassene Mine auf. „Dann eben den linken Pfad.“ Mit diesen Worten wechselt sie die Richtung, auch wenn ihr der wandelnde Steinhaufen nicht geheuer ist.
„Ich habe von beiden Tunneln gesagt, dass sie eure Reise beenden werden.“ gibt das Monster von sich.
Wiederum wandern die Blicke der beiden Reisenden zur Höhlendecke, aber die ist nachwievor scheinbar unversehrt. „Also? Welchen Weg dann, wenn drei von drei Wegen verschlossen sind?“ ereifert sich Arex. „Drei von vier Wegen, Drachenzüchterin. Es gibt vier Wege, aber euch Menschen mangelt es wohl seit jeher an der Fähigkeit, Verborgenes zu sehen.“ zischt das Echsenwesen spöttisch. „Ihr beiden habt wohl geglaubt, ich wäre aus dem Nichts gekommen, nicht wahr?“ lacht es hämisch. „Ihr Menschen könnt von Allem etwas, aber Nichts richtig.“ nach kurzer Unterbrechung fügt es mit einem lodernden Blick auf Arex hinzu: „Außer alle anderen Rassen und die übrige Natur zu unterjochen und sich Alles und Jeden untertan zu machen.“
Anstatt sich mit dem Wesen auf eine Diskussion einzulassen, sagt Arex nichts, sondern wartet darauf, dass das Monster ihr und ihrem Begleiter endlich diesen verfluchten vierten Ausgang zeigt. Doch dieses steht statuengleich in der Höhle und scheint keine Eile zu haben, den Reisenden seinen geheimen Tunnel zu öffnen. Schließlich nähert sich Fridthjof seiner Gefährtin und flüstert ihr zu: „Ich befürchte, unser lieber Gastgeber will, dass wir den Gang selber finden.“ Die junge Frau stöhnt auf, dafür hat sie partout keinen Nerv, schließlich will sie Rouby möglichst schnell finden. „Für solche Fälle hat dir dein Urgroßvater zufälligerweise nichts beigebracht, oder?“ raunt sie leicht gereizt zurück. „Nein, natürlich nicht. Ich habe doch gesagt, dass ich nur grundlegende Fähigkeiten erlernt habe.“ „Woher soll ich denn wissen, was denn nun zu den Grundlagen gehört und was nicht?“ kommt es noch etwas gereizter zurück.
„Ich habe Zeit. Ich bin bereits seit hunderten oder gar tausenden Menschenaltern Wächter dieser Höhle und ich habe kein Problem damit, hier ein paar weitere Jährchen zu verbringen. Ihr Menschlein habt die Zeit nicht, ich schon.“ ertönt unerwartet die Stimme des uralten Wesens. „Wenn du uns wirklich helfen willst, mein Drachenbaby zu finden, dann wäre jetzt die erste Gelegenheit dazu.“ grollt Arex. Dass die Formulierung „mein Drachenbaby“ in Gegenwart des Drachenmenschen unglücklich gewählt ist, fällt ihr erst danach ein. Die Augen des Wesens sind der Beweis dafür, dass lodernder Hass noch gesteigert werden kann. „Wie soll eine derart verblendete und aufbrausende Drachenzüchterin wie du es bist, auf ein Drachenbaby achtgeben und einen Blick dafür haben, was wirklich gut ist, wenn sie nicht mal derart offensichtliche Dinge sieht, wie durch Tarnzauber verborgene Gänge.“ Ein stechend spottender Blick gilt dem jungen Mann an Arex Seite. „Ein Glück, dass du nicht mehr die Gelegenheit haben wirst, Drachen in einem Turm zu fesseln. Von einem Geschöpf mit Magiekenntnissen hätte ich mehr erwartet. Trotz der mangelnden Ausbildung. Eine Schande für deine Zunft.“
Langsam und wortlos setzen sich die beiden Gefährten in Bewegung. Ihre Blicke schweifen unstet in dem großen Höhlengewölbe herum, ihre Finger gleiten an den Höhlenwänden entlang, auf der Suche nach Fugen und anderen Unebenheiten. Alles Licht, was ihnen zur Verfügung steht ist dieses undefinierbare gespenstische Leuchten, welches keinen Schluss auf die Tageszeit zulässt. Doch es muss spät geworden sein, denn die Augen den Suchenden werden schwer und die Finger sind völlig aufgescheuert. Seltsamerweise spürt Arex wieder Schmerzen und die Wunden verheilen nicht wieder, wie es während des Kampfes gewesen war. Doch unermüdlich läuft sie mit Fridthjof im Kreis, bis ihr Peiniger nach sehr langer Zeit wieder das Wort ergreift und damit das undefinierbar lange Schweigen in der Höhle bricht.
„Wenn ihr nicht fähig seid, den Tarnzauber zu durchbrechen, dann müsst ihr euch doch für einen der Tunnel entscheiden. In einem der beiden werdet ihr euren Urängsten gegenüberstehen, weit schlimmer noch als eure Spiegelgestalten. Der andere ist voller mächtiger Zauber, die von euch wohl nicht gebrochen werden können, ihr werdet nicht dieselben sein, als die ihr hineingegangen seid.“ Die furchterregenden Augen richten sich auf den Steinhaufen, der vor langer Zeit vermutlich ein Wiesentroll gewesen war. Einst voller Leben und Glück, ein Lebewesen, welches das Tageslicht sehen durfte und frei war.
„Egal welchen der beiden Wege ihr wählt, ich werde euch nicht begleiten. Ich bin nur Wächter dieser einen Höhle, nicht Herr dieses schier unendlichen Höhlensystems. Oder aber, ihr brecht den Tarnzauber. Doch es wird euch nicht gelingen, wenn ihr so weitermacht wie während der letzten vierundzwanzig Stunden.“
ArexSchatten

Vierundzwanzig Stunden? Arex war entsetzt, wie Fridthjof auch. Während ihr junger Begleiter das Drachenwesen mit Fragen bombardierte, stand Arex völlig starr im Raum. Wenn sie nicht bald hier rauskamen, dann kam jede Hilfe für Rouby zu spät. Sie musste hier schnellsten raus. Aber wie? Sie braucht Ruhe um nachzudenken. Also atme Arex tief ein und schloss die Augen. Wenn ihre Augen den Tarnzauber nicht durchbrechen konnten, konnten es vielleicht andere ihrer Sinne. Sie horchte tief in die Höhle herein, aber außer dem Plappern von Fridthjof und dem Drachenwesen konnte sie nur das Echo in den Tunneln hören. Da war einfach nichts. Kein Anhaltspunkt wo hier ein Ausgang sein sollte. Sie überlegte nochmal wo das Drachenwesen aufgetaucht war. Aber das half ihr auch nicht weiter. Schon fast am Verzweifeln griff sie in ihren Nacken und strich über die Gänsehaut, die sich dort wegen des steten Luftstromes gebildet hatte. Luftstrom? Wo kam der her? Jetzt wo sich Arex auf die Luftbewegungen konzentrierte, spürte sie deutlich, wie die Luft auf sie herabfiel und durch einen der Tunnel abzog. Arex lächelte in sich hinein. Sie war sich sicher, dass sie einen Ausweg gefunden hatte, auch wenn es nicht der war, den das Drachenwesen meinte. Schnellen Schrittes ging sie auf die am Boden liegen Kleidungsstücke von Fridthjofs Großvater zu und zückte unter den verwunderten Blicken von ihren beiden Gesellschaftern eines ihrer Messer. Ohne auf die entsetze Stimme von Fritdhjof zu achten, zerschnitt sie die Kleidung in Streifen und band diese zu einem langen Strick zusammen. Ihr Begleiter hatte sich noch nicht beruhigt als sie sich den nächsten Feind schuf indem sie dem Drachenwesen schnell seinen langen Stab entwendete, auf den es sich gestützt hatte. Der Stab war erstaunlich schwer und seine enorme Länge von fast 2 Metern war genau richtig für ihre Zwecke. Ihr Gastgeber in der Höhle knurrte sie missbilligend an, war aber neugierig genug um sie gewähren zu lassen. Mit flinken Fingern band sie das eine Ende des Kleiderstrickes um die Mitte des Stabes und zog den Knoten fest. Fridthjof war nun auch ruhig und betrachtete Arex mit einer Mischung aus Neugierde und Wut. Aber davon lies sich die junge Drachentrainerin nicht ablenken. Sie nahm Anlauf und warf den Stab mit voller Kraft in Richtung der Decke, genau dorthin wo sie das Loch vermutete. Ein Teil von ihr erwartet, dass der Stab an der Decke abprallte und ihr mit einem harten Knall auf den Kopf schlug. Aber nichts dergleichen passierte. Der Stab verschwand einfach wie von Zauberhand. Erleichterung machte sich breit als Arex an dem Seil aus Kleidung zog und sie spürte wie der Stab sich drehte und auf dem Boden über ihnen aufkam und seine Länge tatsächlich reichte, um das Loch zu überspannen. Prüfend zog Arex ein paarmal am Seil bevor sie es mit ihrem gesamten Gewicht belastete. Der Stoff knirschte bedenklich und ein bisschen Sand rieselte von oben in die Höhle herein. Der Stab lag also nicht so sicher, aber es schien erst einmal zu halten. Als Arex ihren Gastgeber triumphierend ansah, erschein ein Funkeln in seinen Augen. Einen Augenblick hätte Arex schwören dass sie Anerkennung sah, aber das war wohl unmöglich. „Du bekommst dein Stöckchen gleich wieder.“, feixte die junge Frau erleichtert und zog sich das Seil empor. Oben angekommen, klopfte sie sich den Staub von den Sachen und wartete auf ihren Begleiter. Es dauerte nicht lange, dann erschien sein Kopf. Er tauchte wie ein Geist aus dem Boden auf. Sie hielt ihm die Hand hin, aber er schwang sich mit einer eleganten Bewegung aus dem Loch und richtete sich zu vollen Größe auf. Er sah immer noch nicht begeistert von ihrer Lösung des Problems aus, aber auch er schien froh zu sein, der Höhle und damit dem Drachenwesen entkommen zu sein. Mit einem festen Griff hob Arex den Stab auf und zog das Seil nach oben. Wie versprochen wollte sie den Stab an seinen Besitzer zurückgeben und rief in das Loch: „Vorsicht da unten!“ als plötzlich neben ihr eine Stimme belustigt zischte: „Das ist nicht nötig. Danke dir.“ Dann nahm das Drachenwesen seinen Stab wieder an sich und genoss sichtlich ihrer beider Verblüffung.
Fridthjof

„Ihr Menschen seid nicht nur herrschsüchtig und habgierig, sondern auch verräterisch, wortbrüchig und dumm.“ sagt das Wesen, wobei es Fridthjof nur kurz anblickt, dessen Begleiterin aber mit einem Blick anguckt der schwer zu deuten ist. Der Hass in den Augen ist nachwievor darin, aber zugleich ist Hohn und Spott zuerkennen und wenn Arex sich nicht täuscht, scheint das Wesen auch belustigt zu sein.
Beide Reisenden waren überrascht, als das Wesen plötzlich neben ihnen stand. Aber die Verwunderung war nicht von Dauer. Denn dass diese Kreatur mächtig ist und etwas seltsam, war beiden seit dem Augenblick klar, in dem sie es zum ersten Mal gesehen hatten. Aber den Versuch es zu überlisten war es wert gewesen und tiefer konnten sie in der Achtung dieses Wesens ohnehin nicht sinken. Schulterzuckend sieht Arex zu Fridthjof hinüber, der aber unübersehbar verärgert und zugleich doch irgendwie dankbar ist. Aber es ist weniger der Eindruck des trotzigen Kindes, das er vermittelte, sondern eher etwas Melancholisches und Trauriges.
„Also etwa drei Stunden südlich von hier liegt dein Dorf, Drachenzüchterin?“ Wieder dieser Ausdruck von Hass und völliger Verachtung. „Ja.“ antwortet Arex einsilbig. Natürlich hatte sie gehofft, diese Gestalt endlich loszuwerden und ist demzufolge etwas enttäuscht. „Und wo genau das Drachenbaby nun ist, weißt du nicht?“ zischelt das Drachenwesen nun. „Nein.“ kommt es wieder einsilbig von Arex. „Weil du einfach zu wenig Ahnung von diesen wunderbaren Geschöpfen hast.“ wirft das Wesen Arex nun vor. Und während es das sagt ändert sein Blick sich vollkommen. Sein Blick geht zwar in Arex Richtung, aber auch durch sie hindurch. Statt Hass erkennt Arex darin Mitleid und Liebe. Scheinbar schwelgt diese seltsame Kreatur in Gedanken und Erinnerungen. Doch schnell fast es sich wieder: „Los, dann zeig mir den Weg zu deinem Dorf. Von da aus verfolge ich die Fährte des kleinen Drachen.“
Arex stößt ein „Da lang!“ hervor und verfällt in einen straffen Marschschritt.
An dieser Stelle hätte sich die leichtere Bekleidung wieder von Vorteil erwiesen, aber die hatte sie einem hehren Zweck geopfert. Mit großen mühelosen Schritten kommt Fridthjof ihr hinterher. „Danke. Auch wenn es ein für mich etwas größeres Opfer war als für dich.“ Arex schaut seitlich zu ihm hinüber, doch der Gesichtsausdruck von vorhin ist nicht mehr erkennbar. Zwar auch nicht die Freude, wieder aus der Höhle heraus zu sein, aber auch nicht mehr dieser Anschein, dass er im fernen Jenseits seiner Erinnerungen schwimmen würde. Es würde ja auch nervig werden, wenn beide Begleiter sich in ihren Traumwelten verlieren würden. Fridthjof, wenn er an seinen Urgroßvater oder dessen Erbstück denkt und das Echsenwesen, wenn es um Drachen geht. Die junge Frau sagt gar nichts, was auch nicht notwendig ist, denn ihr Gefährte setzt erneut zu einer Bemerkung an. „Weißt du Arex, ich glaube, ich habe erkannt, welche Wirkung der Stoff auf dich hatte. Während ich meine Verletzungen aus dem Kampf nach wie vor trage“, hier zeigt er auf seinen Hals, dessen Haut gleichmäßig in parallele Streifen geschnitten ist und an dem wundersamerweise keine Hauptschlagader oder die Luftröhre durchtrennt ist, „sind noch in der Höhle verschwunden. Also kann es nicht an der Magie dieses Ortes gelegen haben. Oder aber du hast auch magische Fähigkeiten.“ Nun liegt es an Fridthjof einen fragenden Seitenblick zu seiner Begleiterin hinüber zu werfen. „Ich wüsste nicht. Obwohl mir die Vorstellung gefällt“ lächelt sie, ergänzt dann jedoch: „Das kann aber nicht sein, weil ich bisher schon so einige Wunden gesammelt habe und die haben sich nicht von selbst und vor allem nicht so schnell geschlossen. Es scheint an diesem Gewand gelegen zu haben.“
Doch bald ist in den Köpfen der Beiden nur noch der Gedanke, Rouby zu finden. Ansonsten nichts. Die Kreatur würdigen sie keines Blickes. Ob sie ihnen folgt oder nicht, ist dem Abenteurerpaar egal. Erinnerungen an die Augenblicke in der Höhle kommen nur noch auf, wenn mal wieder solch ein seltsamer Felsen auf dem Weg liegt, der an irgendein dragosisches Lebewesen erinnert. Der unsichtbare Pfad, denen die Wanderer folgen wird immer karger, das Gras weicht trockener, rissiger Erde, auf der die schweren Stiefel der beiden menschlichen Wanderer widerhallen. Erst wenn sie am späten Abend das Gebirge durchquert haben, werden sie da angelangt sein, wo alles begonnen hat: in ArexSchattesien. Und ob das Monster dann auch sofort die Suche nach dem kleinen Drachenmädchen aufnimmt erscheint mehr als fragwürdig.
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ArexSchatten

Der Weg wurde immer steiler, dennoch kommt das merkwürdige Dreiergespann schnell voran. Die Gedanken Arex sind aber schon in ihrem Dorf und was da wohl passieren wird, wenn das Drachenwesen dort auftaucht. Sie hatte alleine 20 Drachen im Turm – eigene und zur Pflege, aber sicherlich war Zimmbala, die sie gebeten hatte auf ihre Bande aufzupassen, während ihrer Abwesenheit auch mit ihren Drachen bei ihr eingezogen, sodass die stolze Anzahl von 30 erwachsenen Drachen sich in ihrem Drachenturm tummelte. Was würde passieren, wenn das Drachenwesen ihr etwas antun würde? Würden die Drachen sie verteidigen und dadurch verletzt werden oder hatte das Wesen Recht und Arex war so verblendet, dass sie nicht erkannte, dass die Drachen nicht zufrieden waren. Um sich von diesen Gedanken abzulenken richtete sie wieder verstärkte ihr Augenmerk auf dem Boden. Vielleicht fand sie ja doch ein Hinweis auf Roubys Verbleib. Aber nichts war zu sehen. Der Weg wurde steiler, der Boden härter und trockener. Somit war es fast unmöglich noch Spuren im Staub zu lesen. Wortlos folgt Arex Fridthjof mit dem seltsamen Gefühl, dass sie etwas übersieht. Der Wind frischt auf und als sie um einen Stein ausweichen der auf dem Weg liegt, dreht der Wind und trägt Arex einen Geruch in die Nase. Schlagartig blieb Arex stehen. Sie übersah nichts, aber seit einiger Zeit lag ein Geruch in der Luft, der Arex nur allzu vertraut war. Daher hatte sie ihn nicht weiter beachtet. Aber jetzt wo der Wind ihn direkt ihr zutrug, wurde ich klar, dass es hier nach Drachen roch. Arex sah sich um. Das Drachenwesen blickte sie ruhig an. Fritdhjof, der etwas vorausgeeilt war, kam nun auch zum stehen und sah zu den beiden zurück. „Ist das der Weg, den du von mir zu dir genommen hast?“, fragte Arex immer mit den Blicken auf dem Boden. Ihr junger Begleiter nickte, merkte aber dass sie ihn nicht sah und antwortet ihr während er sich umsah: „Ja. Das müsste sogar so ziemlich die Stelle sein, wo ich mich von meinem Verfolger entledigt habe.“ Arex war mit der Antwort zufrieden. Behände kletterte sie über einen kleinen Steinhaufen und lies sich dahinter in die Knie sinken. Vor ihr lag ein kleiner Haufen. Das war also die Quelle des Drachengeruchs. Freudig schnitt Arex von einem nahestehenden Busch einen Zweig ab und stocherte in dem Häufchen herum. Der Geruch intensivierte sich noch einmal und nur eine völlig verzweifelte Drachenpflegerin konnte sich über dieses Detail freuen. Das Häufchen war ca 4 Tage alt, schätze Arex und vernahm mit einem Schmunzeln, dass Fridthjof sich nicht so über den Geruch freute. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er sich die Hand vor dem Mund hielt und sich so in den Wind stellte, dass es den Geruch von ihm weg trug. Das Drachenwesen hingegen zeigte keinerlei Regung, sah aber zu wie die junge Frau mit wachsender Begeisterung das Häufchen durchstöberte. Ihre Begleiter mussten sie wohl für völlig verrückt halten, aber das interessierte sie nicht. Sie brauchte den Beweis, dass es sich tatsächlich auf eine Spur ihres Drachenbabys gestoßen waren und als sie mit dem Stöckchen auf etwas hartes stieß, griff sie beherzt in das Häufchen und zog den festen Körper daraus hervor. Triumphierend hielt sie den Obstkern eines Pfirsichs in die Richtung von Fridthjof. Der junge Mann wurde seltsam grün im Gesicht und verschwand hinter einem kargen Busch. Arex konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Sie war erleichtert. Das war die erste richtige Spur von Rouby. Erfreut besah die den Kern und ihre Gedanken glitten zu dem Morgen vor ihrem Verschwinden zurück. Die Nachtwachen hatten alle Geschenke in Lager geräumt. Nur das Obst lies sich Arex wie immer in ihre Küche liefern. Als sie an dem Tag von ihrer ersten Runde zurückgekommen war, lag der Korb auf dem Boden und Rouby saß inmitten des Obstes und futterte genüsslich alles an und auf. Und eben auch den Pfirsich, auf den Arex sich so gefreut hatte, verschlang sie samt Kern vor ihren Augen. Und genau diesen Kern hielt Arex jetzt in den Händen. Sie hatte sich also umsonst Sorgen gemacht, dass ihr kleines gefräßiges Drachenbaby damit Probleme bekommen könnte. Mit einem erleichterten Lächeln drehte sie sich zum dem Drachenwesen um. „Wir müssen nicht bis ins Dorf zurück.“, erklärte sie und man merkte ihr ihre Erleichterung an. Jetzt wo sie ihre Spur hatte, war sich Arex sicher, dass sie sie finden würden. In welchem Zustand verdrängte sie dabei erst einmal völlig. Langsam drehte sie sich im Kreis und überlegte, was Roubys Aufmerksamkeit erregt haben konnte. Ihr junger Begleiter kam hinter dem Busch wieder hervor. Er sah immer noch etwas grün um die Nase aus. Wenn er wirklich mal Drachen halten wollte, würde er noch etwas seine Nase abhärten müssen oder so einer werden, der seine Drachen nur bei Spielen aus der Ferne sah und ansonsten die Drecksarbeit anderen überlies. „Mit was hast du Rouby gefüttert?“, fragte die junge Frau ihren Begleiter. Der sah etwas verwirrt drein, gab ihr aber genau die Antwort, die sie erhofft hatte. Wie viele Wanderer hatte er immer ein Stück Schinken bei sich, was er neben etwas Brot und Käse an den Verfolger verfüttert hatte. Zufrieden nickte Arex, umrundete gefolgt von ihren Begleitern wieder den Steinhaufen und ging den Weg zurück, den sie vor wenigen Minuten so beschwerlich aufgestiegen waren. Ihr Ziel war ein kleiner Bach, den sie vor einer halben Stunde überquert hatten.
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Fridthjof

Es geht leichter, den steilen Weg halsbrecherisch hinunter zu stolpern, zu rutschen und auch beinahe zu rollen, als den Pfad mühsam zu erklimmen. Und so kommen die drei Gefährten auch schnell zu der Stelle, wo sie den Bach überquert hatten.
Der junge Mann hält die Bezeichnung „Bach“ für maßlos übertrieben, denn das Rinnsal ist allenfalls eine Elle breit und tief wie ein Finger, aber welchen Namen die Wasserstelle auch verdient hätte: jeder der drei Wanderer ist mit etwas anderem beschäftigt.
Arex sucht jede Uferseite ab, mögen die Götter oder sonst wer wissen, was sie genau sucht. Aber sie ist lebhafter als zuvor und ihre Laune hat einen neuen Höchststand erreicht, was aber angesichts der allgemein gedrückten Stimmung nicht viel bedeutet. Fridthjof, der immer noch etwas bleich ist, grübelt darüber nach, warum das Drachenwesen nicht die Spuren entdeckt hat, da es scheinbar über stärkere Sinne verfügt, als seine Begleiter, oder was wahrscheinlicher ist: warum es die beiden Menschen nicht darauf aufmerksam gemacht hat, obwohl es versprochen hatte, bei der Suche nach Rouby zu helfen. Und das Wesen selber ist mit sich selbst beschäftigt, es starrt einfach nur, was ihm durch den Kopf geht ist unergründlich.
Weil Arex immernoch sucht und dabei dem Wasserlauf auf und ab, links und rechts und kreuz und quer nachläuft, folgt der junge Mann dem unsichtbaren Pfad seiner Begleiterin, ohne zu wissen warum. Es ist ihm eigentlich auch egal, wieso er hier und nicht anderswo durch ein Dickicht aus trockenem Gestrüpp latscht, Hauptsache ist, dass Rouby irgendwann gefunden wird. Aber solange Arex nicht sagt, was sie sucht, kann er ihr auch nicht helfen, auch wenn er wollte. Dass der Mief, den das Drachenhäufchen verströmt hatte endlich nach und nach verschwindet ist immerhin etwas gutes, dass die mürrische, seltsame Kreatur ihnen nach wie vor folgt, ohne jemals Nutzen zu bringen, ist weniger gut. Aber letzten Endes ist auch das egal, die junge Frau würde schon wissen wo es lang geht und dann wären sie diese elende Gestalt los. Solange sie es sich nicht zur Gewohnheit machen würde ihre Finger in den ekelerregendsten Dreck zu stecken, den sie nur auftreiben kann, würde er ihr auch folgen, auch mal über ein Gewässer, was etwas mehr wäre als dieser „Bach“.
Und so schweifen seine Gedanken ab, aber die Gehirnwindungen könnten kaum konfuser sein, als der Weg, den Arex sich scheinbar durch dieses Gelände sucht. „Wie stinkt den wohl erst ein großer Drachenhaufen? Will ich es überhaupt wissen? Findet Arex nun endlich mal das, was sie sucht? Kann dieses Monster nicht mal ein paar Minuten aufhören, irgendeinen mystisch klingenden Mist vor sich her zu grummeln? Soll ich ihm mal, aller Vernunft zum Trotz, seine Schnauze in dieses armselige Rinnsal stopfen? Oder soll ich selber anfangen herum zu grummeln? Vielleicht ist Arex schon lange an dem, was sie sucht vorbeigegangen? Sie könnte ja auch mal so gnädig sein und mir sagen, was sie da überhaupt treibt... Und-die-ses-Mon-ster-soll-end-lich-sei-ne-ver-damm-te-Schnau-ze-hal-ten-sonst-po-lier-ich-sie-ihm-noch! Will ich überhaupt Drachen haben, wenn die so stinken? HALT DEIN MAUL, DRECKSVIECH!!! Vielleicht ist das was-weiß-ich-was-die-sucht hinter diesem Strauch? Ich hoffe, der Gestank bleibt nicht hängen... Ich raste gleich völlig aus, es fehlt nicht viel...“
Je mehr Zeit vergeht, desto schneller rasen diese monotonen Gedanken durch den Kopf des jungen Mannes und aus seiner bisherigen Haltung „ist egal, aber mach jetzt“ wird ein unbändiger Hass auf dieses Vieh, weniger weil es stört, sondern einfach weil seine Gefährtin nicht vorwärts kommt und er irgendwie seinen Frust ablassen muss. Und daher hackt er mit Wucht mit einem Stock auf im Weg stehende Sträucher ein, schmort mit seinen neu entdeckten, recht schwer zu kontrollierenden magischen Kräften einen Dornenbusch nach dem anderen ab, lässt Wasser aus dem „Bach“ verdunsten und seine Stiefel treten einen Erdklumpen nach dem anderen meterweit weg. Gegen seinen Frust hilft aber keine dieser „Maßnahmen“, aber sein Stiefel tritt einen Klumpen nach dem anderen weg.
Der Drachenkreatur ist all das egal und Arex ist allem Anschein nach zu sehr in ihrer Suche vertieft, um sich stören zu lassen. Bis Fridthjof ihr unbeabsichtigt einen vermeintlichen Erdklumpen wuchtig gegen den Rücken schmettert. Der Gegenstand prallt mit einem dumpfen Ton von der Lederpanzerung der jungen Frau ab und rollt in das träge dahinfließende Wasser.
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Arex Schatten

Auf dem Weg zum Bach zurück hatte sich Arex noch die Frage gestellt, warum das Drachenwesen die Spur von Rouby nicht längst entdeckt hatte. Am Bach angekommen war diese Frage null und nichtig, denn Arex fand auf Anhieb das wonach sie Ausschau halten wollte und das sie vorhin schlichtweg übersehen hatte – eine kleine Schleifspur von Roubys Schwanz, die in den Bach hinein und auf der anderen Seite wieder hinausführte. Mit einem großen Schritt überwand Arex den Wasserlauf und huschte ins gegenüberliegende Gebüsch. Überall fand sie jetzt Spuren ihres kleinen Ausreißers. Zumindest für Fridthjof musste es aussehen als würde sie wirr in der Gegend herumirren. Aber sie folgte genau den Spuren von Rouby. Auf einer kleinen Wiese war sie womöglich einem Schmetterling gefolgt. Das Gras war kreuz die quere platt getreten. An einem Baum fand sie Kratzspuren. Ihre Kleine schien das Eichhörnchen, dass sein Heim in der Baumkrone gefunden hatte, gejagt zu haben. War aber wenig erfolgreich, denn das Tier sah nervös aus dem Loch im Baumstamm. Langsam aber stetig folgten sie dem Lauf des Rinnsales, der immer schneller Anstieg. Besorgt nahm Arex noch weitere Spuren wahr, die ihr deutlich machten, dass sie immer dichter an den wilden Drachen herankamen. Wahrscheinlich roch ihre Kleine den vertrauten Geruch eines Drachen und folgte diesem. Warum sollte sie auch Angst vor Ihresgleichen haben? Sie war schließlich in einer großen Drachenherde aufgewachsen. Aber wilde Drachen hatten ein anderes Revierverhalten und das machte der jungen Drachenzüchterin zunehmend Sorgen. Sie mussten Rouby schnellstens finden. Die Zeit lief ihnen davon. Gerade als Arex ein kleines Plateau erreicht hatte und sich umsehen wollte, traf sie etwas zwischen die Schulterblätter. Es war nicht schmerzhaft, kam aber so plötzlich, dass sie einen Angriff wähnte, herumwirbelte und einem verlegenen jungen Mann gegenüberstand. Sie hatte ihre beiden Begleiter fast vergessen. Sie entspannte ihre Muskeln und sah zu dem Drachenwesen. Ihre Stimme klang fest und nicht nach einer Bitte: „Lass ihn gehen. Er ist nur hier, weil ich ihn dazu gedrängt habe, mir die Stelle zu zeigen, wo er meinen Drachen vermutete. Er selber hat mit Drachen nichts am Hut, dass hast du ja vorhin gesehen.“ Arex wusste nicht, ob sie sich das amüsierte Funkeln in den Augen nur einbildete, hatte aber auch nicht genügend Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn Fritdhjof, hob den Arm und zeigte auf etwas hinter seiner Begleiterin. Arex war dabei dem Fingerzeig zu folgen, als er fragte „Sage mal ist das dort nicht deine Rouby?“ Den Namen hatte er laut gerufen. Das letzte Stück wirbelte die junge Frau auf dem Absatz herum. Tatsächlich saß an einem Busch auf der anderen Seite des Plateaus ihr kleines Drachenbaby und futterte vertrocknete Früchte. Als es seinen Namen hörte, sah es in ihre Richtung. Ein paar Augenblicke geschah nichts. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Fritdhjof rief ein weiteres Mal nach dem Drachen. Das Drachenwesen grunzte seltsam. Rouby stand auf und kam mit flatternden Flügeln ungeschickt auf sie zugerannt und Arex gewahrte die riesige Höhle rechts von ihr. Sie war dunkel und dennoch hatte Arex das Gefühl, dass sich dort etwas bewegte. Ein seltsam vertrautes Geräusch war zu hören. Es klang als würde jemand tief Luft holen. So tief als wenn derjenige versuchen wollte, die ganze Luft der Welt einzusaugen. Arex sah zu ihrem Drachenbaby, das jetzt die Hälfte des Weges zu ihnen geschafft hatte. Sie würde es nicht schaffen und so setzte sich die junge Frau in Bewegung und sprintete über den sandigen Boden. Mit einem riesen Satz warf sich Arex Rouby entgegen und riss sie so zu Boden, dass sie einige Meter schlitterten und hinter einem kleinen Felsbrocken zu liegen kamen. Arex drückte das Drachenjunge an ihre Brust und zog selber alle Gliedmaßen an. Dann brach die Hölle um sie herum los als das Drachenfeuer sie erreichte. Die Luft schien zu brennen. Atmen war unmöglich. Das Donnern der Flammen schien jedes andere Geräusch zu ersticken. Im Rücken spürte Arex wie der Feldbrocken, der ihnen noch Schutz bot langsam immer heißer wurde. Bald würde er zu einer ebenso tödlichen Hitzequelle werden, wie das Feuer ums sie herum. Lange würden sie es nicht mehr aushalten. Der Drachen dafür wahrscheinlich schon. Sie hatte gesehen wie lange Drachen feuerspeien konnten. Und wenn der Drachen geübt und geschickt war, dann konnte er atmen, während er Feuer spieh. Dann würde das Inferno um sie herum ihren Tod bedeuten. Aber selbst jetzt schon nach wenigen Augenblicken sah Arex keinen Ausweg. Beiden ging die Luft aus. Sie mussten atmen, aber da war um sie herum kein Sauerstoff. Das Feuer verbrannte alles und würde ihnen auch das letzte bisschen aus den Lungen saugen oder schlimmer den Weg über die Luft in ihre Lungen finden und sie würden innerlich verbrennen. Fester presste Arex dem Drachenjungen die Nüstern zu. Panisch versuchte Rouby sich zu befreien und drückte Arex Arme auseinander. Der Schmerz explodierte in Arex linkem Arm, als das Feuer ihn erfasste. Sie riss die Arme wieder ran und biss die Lippen zusammen um nicht aufzuschreien. Die Schmerzen waren unerträglich. Ihre Tränen verdampften auf ihren Wangen und sie klammerte sich an Rouby fest, die jetzt still hielt und sie ängstlich ansah. Langsam schloss Arex die Augen und legte die Stirn an die des Drachenbabys. Sie hatten nur noch Augenblicke.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Dann war ein seltsames Geräusch zu hören, dass durch Mark und Bein zu gehen schien und das Arex eher spürte als das sie es hörte. Aber sie dachte nicht lange darüber nach, denn das Feuer hörte auf. Hoffentlich lange genug, dass sie sich und Rouby in Sicherheit bringen konnte. Sie stand zitternd auf, straffte die Schulter und schleppte Rouby in die Richtung, wo sie ihre beiden Begleiter vermutete. Beide schienen sich nicht bewegt zu haben, waren aber fasziniert von dem was hinter ihr los war. Arex hielt Rouby sicher in den Armen und dreht sich um. Ihr blieb fast das Herz stehen als sie auf das Plateau zurücksah. „Draven.“, war das einzige, was ihr über die Lippen kam und dennoch ihr gesamtes Entsetzen ausdrückte.
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Fridthjof

Kapitel XXIV - Drachentanz

Die junge Drachenzüchterin starrt nun gebannt vor Schrecken auf das Plateau. Und auch das kleine Drachenbaby ist bis auf ein kaum wahrnehmbares Zucken mit der Schwanzspitze und gelegentliches Fiepen wie versteinert. Fridthjof hat sich, seit Arex Rouby gerettet hatte, nicht mehr bewegt.
Das Drachenwesen zeigt zum ersten Mal seit einiger Zeit so etwas wie Interesse. Würden Arex und Fridthjof nicht nur auf das Plateau achten, sondern auch einmal kurz auf die Mimik des Wesens, so würden sie neben Interesse an dem Kampf auch Vorfreude erkennen. Vorfreude darauf, endlich diese zwei dummen, ahnungslosen Wanderer und davon ganz speziell diese Drachenquälerin niederzustrecken. Doch sowohl diese als auch Fridthjof haben nur Augen für das Geschehen auf dem Felsplateau.
Das Felsplateau misst grob geschätzt mindestens zweieinhalb Dutzend Schritte in der Länge und nicht weniger als volle drei Dutzend Schritte in der Breite. An manchen Stellen ist noch die ursprüngliche, anthrazitgraue Farbe des Gesteins zu erkennen, welches von einer rostbraunen Maserung durchzogen wird. An der Nordwestseite des Plateaus, der Wetterseite, die stets dem Regen und Windböen ausgesetzt ist, könnte ein aufmerksamer Betrachter sogar einige bunte Flechten entdecken, welche sich auf scheinbar unerklärliche Weise an diesen kargen Felsen in einer fast ebenso kargen Landschaft klammern. Es scheint beinahe so, als wäre sämtliche Vegetation, möge sie auch noch so armselig sein, in einem gewissen Umkreis um das Plateau und die Höhle sorgfältig entfernt worden. Bis auf jenes dichte Netz aus Flechten, welchem die junge Wanderin aber ebenso wenig Beachtung schenkt wie ihr Begleiter. Ansonsten ist das Plateau und der Boden in der Umgebung schwarz, hart und zerfurcht. Risse, zum Teil breit wie der Unterarm einer großen, kräftigen Person, durchziehen die Kruste des Bodens und es scheint an ein Wunder zu grenzen, dass die junge Drachenzüchterin und das kleine Drachenmädchen bei ihrem Lauf nicht in eine solchen Erdspalte gerutscht waren. Aber auch diesem Anblick schenken die beiden Menschen keinerlei Beachtung, den die ist voll und ganz auf das gerichtet, was auf dem Plateau geschieht.
Wie durch einen magischen Bann gefesselt, starren die Menschen erstaunt und erschrocken auf das Szenario. Es muss wie ein makabres und zugleich anmutiges, ein furchtbares und doch elegantes Theaterstück wirken: ein nahender Kampf, der sich hinter einer Fassade aus anmutigen, fließenden Bewegungen, die einem Tanze gleichen, verbirgt.
Die beiden Tänzer sind zwei mächtige, imposante und respekteinflößende Drachen, beide sind sehr groß und beiden sieht man ihren Erfahrungsreichtum an. Auf der Plateaukante, welche der Höhle abgewandt ist, richtet sich Draven auf, welcher ArexSchatten und seine eigene Enkeltochter Rouby soeben vor dem nahezu sicheren Erstickungstod gerettet hat. Sein weit ausgebreitetes Flügelpaar deckt einen großen Teil der Plateauseite ab und lässt ihn nochmals größer erscheinen, als er ohnehin schon ist. Ihm gegenüber, vor dem Höhleneingang, richtet sich nun sein Gegner auf. Es ist ein riesiger Drache, welcher Draven um gute sechs Fuß überragt, seine Flügelspannweite deckt weit mehr als nur den Höhleneingang und die umgebenden Wände ab. Die Farbe seine Schuppen ist wahrscheinlich rot, aber Jahrzehnte alter, verkrusteter Ruß und Schorf lassen die Farbe nur erahnen. Die zerfurchten, gespaltenen Lefzen hängen tief, von seinem Maul bis zur Kehle bilden mehrere Haare beinahe einen Bart, die Haut seiner Flügel ist teilweise eingerissen und wieder vernarbt, zwischen mehreren Gelenken klaffen handtellergroße Löcher. Das auffälligste an diesem offensichtlich sehr alten Drachen sind jedoch die zahlreichen, tiefen, armlangen, vernarbten Striemen im Rücken und Nacken, sowie eine große narbige Fläche, welche der Form und Position eines Ledersattels entspricht. Selbst ein Laie sollte erkennen können, dass dieses Wesen einmal einem Züchter gehört hatte, der es nicht gut mit ihm meinte.
Von diesem Anblick gebannt, merkt weder Arex, noch Fridthjof, dass ihr unliebsamer Begleiter sein Interesse auf das Drachenkind in den Armen der jungen Züchterin lenkt. Arex scheint den fremden Drachen mit Blicken durchbohren zu wollen, während dieser auf Fridthjof eine merkwürdige Faszination und Gefühl von Nähe ausübt. Der junge Mann hat, soweit er sich erinnern kann, diesen Drachen niemals zuvor gesehen, doch der Name „ Brân Fendigeid“ liegt ihm auf der Zunge.
Plötzlich wird dieser Bann zerrissen, als zwei Klauen die Wanderer herumwirbelt und sie nun dem Wesen, welches ihnen lange gefolgt war, in die Augen blicken. Augen voller Hass und Zorn, Augen voller Hohn und Spott und doch auch mit einem Hauch von Interesse und Respekt.
Draven bemerkt, dass seine Freundin und auch seine Enkelin in Gefahr sind, doch sein Gegenüber verlangt ihm sämtliche weitere Aufmerksamkeit und Konzentration ab, sodass er ihnen diesmal nicht helfen kann.
Die Krallen des Drachenwesens bohren sich in die Schultern von Fridthjof und Arex, ohne auf den Widerstand eventueller Rüstungsteile zu achten. Unter tränenden Augen und Schmerzen erkennen sie, wie das Wesen sein Maul bewegt und sie hören, als dringe ein Klang aus einiger Entfernung an ihre Ohren, einen dumpfen, gezischelten Satz: „Essss wird Zzzzeit, Versssssprechen einzzzulösssssen.“


Der 4. Teil findet sich bei dem Papa von Rouby ;)


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