Es war ein dunkler, regnerischer Morgen als ein Aufschrei durch den Drachenturm hallte.
Die Magier, die nach einer Woche anstrengender Arbeit (
und rund 1000 Fässern Met), absolut erschöpft waren, hatten einen Diener geschickt
Reina zu informieren, dass das erste Drachenei dieses Reiches endlich sicher und warm in seinem Nest lag. Obwohl es noch sehr früh war (fünf Uhr Morgens) entschied sie sich sofort nach dem Ei zu sehen, lange hatte sie gewartet und als sie nun an der Treppe, die zur Brutkammer des Drachenturms führte, stand war sie überwältigt von dem Gedanken bald ihrem kleinen, lieben Drachen gegenüberzustehen. Langsam ring sie sich durch und erklom Schritt für Schritt, Stufe für Stufe die lange Wendeltreppe. Diesen Weg war Reina schon hundertmal gegangen, doch diesmal schien es ihr als wäre er entlos.
Als sie die Kammer erreichte, deren Tür im Schein der flackernden Fackeln wie die Pforte zu einer anderen Dimension aussah, spürte sie bereits die Anwesenheit des ungeborenen Drachen und wie er nach ihr rief. Sie nahm all ihre Kraft und ihren Mut zusammen, um auf alles gefasst zu sein was ihr die Magier zu berichten hatten, und öffnete die Tür mit einem einzigen Stoß. Sanfte Lichtstrahlen die von hundert Kerzen stammten überfluteten sie für einen Moment, die Wärme des Brutraumes umfing sie und der Geruch von Honig und Alraunen stieg ihr in die Nase.
Sobald sie all die Eindrücke verarbeitet hatte, schaute sie sich im Raum um. Am eindrucksvollsten war das große, in der Mitte des Raumes aufgeschichte Nest und dort vorsichtig hineingelegt, mit Stoff sanft bedeckt und mit Honig bestrichen lag es, ihr Drachenei. Am liebsten wäre sie sofort zu ihm gegangen ,hätte es gepflegt und dafür gesorgt das es ihm an nichts fehlt, doch aus dem Augenwinkel nahm sie wahr das einer der Magier nach ihr verlangte und so wendete sie sich zuerst ihm zu. "Was ist? Gibt es irgendetwas das ihr mir mitteilen müsst?"
"Nun ja", sprach der Magier, "Ich weiss, dass ihr Pläne habt dieses Ei aufzuziehen und ihr seit ohne Zweifel auch eine mächtige Magierin, bei weitem die mächtigste dieses Reiches, wenn auch nicht des ganzen Landes, aber vergesst nicht es handelt sich hier um einen Drachen. Seit ihr euch sicher das ihr in der Lage seit ihn zu kontrollieren?"
"Ich habe nicht vor ihn zu kontrollieren, schließlich ist das kein Tier mit dem man machen kann was man will. Mein Ziel ist es ihn auf zu ziehen und ihm alles beizubringen was er braucht um zu überleben. Ich werde ihm eine gute Freundin und Ziehmutter sein. Wenn euch die ganze Sache zu gefährlich ist könnt ihr und alle die so denken jederzeit gehen."
Und so geschah es, dass die Akademie des Landes Reinasien sich deutlich lehrte, alle die, die Existenz eines Drachen in der Nähe ihres Lebensraumes nicht ertrugen gingen fort und zurück blieben die, die Reinas Liebe zu den Drachen und diesem Ei speziell teilten. Es war kein großer Verlust, da schon nach kurzer Zeit Magier aus anderen Ländern hinzuzogen. Tag um Tag verging und Reina und die Magier verließen kaum noch den Brutraum, je länger es dauerte desto größer wurde die Spannung. Was würde der Drache für Eigenschaften haben? Würde er mächtig werden? Würde er männlich oder weiblich sein? Eine der größten Streitfragen, besonders problematisch, da man sich noch auf keinen Namen geeinigt hatte.
Eines Tages, einige Zeit nachdem das Ei durch das thaumische Loch
gefallen war, weckte ein Magier Reina, die wie sie es häufiger tat direkt im Nest, neben dem Ei eingeschlafen war.
"Entschuldige bitte das ich dich wecke, aber ich glaube wenn ich dich weiter hätte schlafen lassen, hättest du mich lynchen lassen. Schau mal dort das Ei."
Und als Reina der Aufforderung folgte erblickte sie den ersten Sprung in der Schale des Dracheneis. Die Magier hatten, während sie geschlafen hatte das erte Ritual gestartet. Es war endlich soweit! Dies war ein Tag den Reina niemals vergessen würde der 13.01.2010.
Tag für Tag verging Woche für Woche, Reina und die Magier fütterten, massierten, pflegten, streichelten das Drachenbaby und spielten mit ihm. Wenn es mal voller übermut aus dem Nest fiel war immer jemand da um es zu heilen. Sie alle genossen die Zeit mit dem Kleinen so sehr, dass sie verwundert waren als sie eines schönen morgens den Drachenturm betraten und aus dem Baby ein Kind geworden war.
Allmählich wurde klar das die Brutkammer bald zu klein sein würde, also beeilte man sich den nächst größeren Raum vorzubereiten. Tatsächlich wurde man gerade noch rechtzeitig fertig, denn als Reina einen Tag nach dem Umzug Siankons neues Domizil betrat stand ein großer verspielter und wartender Jungdrache vor ihr. Auch dies makierte einen denkwürdigen Tag den 03.02.2010.
Als sie immernoch erstaunt zu ihrem kleinen hin ging, rief dieser als er sie sah "Rei, Rei, Rei ist da, yay. Können wir jagen gehen? Ich war so selten außerhalb dieses Raumes!"
Das war nur zu war, denn sowohl die Magier als auch Reina hatten es für keine gute Idee gehalten mit dem kleinen Drachenkind allzu lange den schützenden Turm zu verlassen, geschweige denn
Tagesausflüge zu unternehmen. Immerhin hatten sie sich sehr oft auf den Zinnen und im Garten des Drachenturms aufgehalten, allein für die ersten Flugversuche hatte man den Turm zwangsläufig verlassen müssen. Doch nun wo
Siankon jugendlich war und sich sehr gut selbst verteidigen konnte, sah Niemand mehr einen Grund warum er nicht häufiger nach draußen durfte. Tatsächlich hatte sich der kleine prächtig entwickelt. Ein bisschen wehmütig dachte Reina an die Zeit zurück als er noch ganz klein gewesen war, wer hätte gedacht das aus diesem winzigen Drachenbaby einmal ein mächtiger Drache werden würde der sich besonders durch seine große Kraft, sowohl geistige als auch körperliche, und durch sein Geschick auszeichnete. "In Ordnung" ,erklärte Reina, "Wir gehen heute jagen."
"Yaaaaaaaaaaaaaaaay", war Siankons antwort. Der Ausflug war einfach genial, doch eins konnte sie sich nicht nehmen lassen ein kleines Bild von Siankon anzufertigen wie er sich nach dem Verspeisen der Beute genüsslich in den letzten Strahlen der Sonne wärmte.
Viele, viele Jahre gingen ins Land und aus dem verspielten, etwas albernen Jungdrachen wurde ein starker und ernsthafter erwachsener Drache, der Reinas Reich mit großer Sorgfalt zu verteidigen vermochte. Meistens aber wenn die Sonne hoch über dem Drachenturm stand erfreute er sich daran ein Bad zu nehmen oder die Magier, die wohl etwas zu nachsichtig mit ihm wahren, zu schikanieren. Sie erfüllten ihm tatsächlich so ziemlich jeden Wunsch, selbst wenn es darum ging ihm den Rücken zu massieren und ihm etwas zu Essen zu bringen sagten sie nicht nein.(Was bedeutete das sie an dem Tag nichts Anderes mehr tun konnten, bei seiner mittlerweile beachtlichten Größe brauchten 50 Magier, mehr als 15 Stunden für eine Massage, geschweigedenn die Zeit die sie brauchten um die Massen an Nahrung heranzukarren.)
Eine lange Zeitspanne verging und Reina lebte glücklich, friedlich mit Siankon an ihrer Seite. Nichts konnte die beiden außeinanderbringen und so erschien der große Sturm als eine doppelte Katastrophe. Nicht nur das alle Gebäude Reinasiens zerstört wurden, also alles wieder aufgebaut werden musste, belastete sie schwer, sondern auch dir Trennung von ihrem besten Fraund, ja ihrer Familie. Doch so groß der Schmerz und die Sorge auch war, sie ließ sich nicht unterkriegen. Schneller als es irgendwer je für möglich gehalten hätte, erbaute sie ihr Land von neuem und es wurde prächtiger als je zuvor. Voller Stolz schaffte sie einen neuen, größeren Drachenturm und erwartete sehnsüchtig Siankons Rückkehr, der erleichtert wie noch nie zuvor von den Bergen hinabgeflogen kam, vor ihr landete und sehnsuchtsvoll seine Kleine Gefährtin in seine mächtigen Schwingen schloß.
Wiederhergestellt wie ihr Glück war, brach Reina einige Wochen später auf, den Hinweisen eines alten Wanderes folgend, nicht ahnend, das dies in einer langen Quest voll steiniger Hindernisse ausarten würde. Ihrem Drachen blieb nichts als ihr zu versprechen, sich verantwortungsvoll um das land zu kümmern und ihr eine sichere Reise zu wünschen. Erst nach einer Ewigkeit sollte sie zurückkehren, mit einem leuchtenden Prisma in den Armen. Glücklich schloss sie Siankon in die Arme, massierte ihn stundenlang zur Begrüßung und erklärte ihm liebevoll, dass er wohl bald ein kleines Brüderchen oder Schwesterchen bekommen würde.