Huiii, das war vielleicht eine turbulente Reise.
Nachdem ich eine ganze Zeit lang umhergeschüttelt wurde, landete ich auf etwas sehr hartem. Es fühlte sich äußerst unbequem an, aber mit der Zeit gewähnte ich mich daran. Eigentlich hätte ich vor einiger Zeit aus meinem Ei kommen sollen, aber nachdem ich so durchgeschüttelt wurde, habe ich mich nicht mehr getraut.
So war es auch nicht weiter tragisch, dass mein Ei bereits einen kleinen Riss hatte, durch den kaum Licht fiel. Ich sah zwielichtige Gestalten in der Dunkelheit umherlaufen. Ob das meine Eltern waren? Es dauerte nicht lange, da wurde es zumindest wieder warm in meiner Schale. Die Gestalten haben um mich herum einen Ring aus glühenden Steinen gelegt. Aaaahh, war das angenehm. So lässt es sich auch noch ein paar Tage länger aushalten.
Eines Tages dann, erwachte ich in einer unerwarteten Situation. Durch den Riss in meiner Schale drang helles Licht. Ich mußte blinzeln, um mich an diese neuen Verhältnisse anzupassen und spähte durch den Schlitz nach draußen. Die zweibeinigen Wesen liefen aufgeregt um mich herum und stellten überall Stäbe auf, die am oberen Ende brannten.
Verrückte Wesen, dachte ich noch bei mir,
wenn sie Licht haben wollen, dann sollen sie doch einfach die schon glühenden Steine zum brennen bringen.
Ich jedenfalls nutzte die neuen Lichtverhältnisse aus und verglich meinen Körper mit denen, die dort draußen umher laufen. Ich kam noch nicht gleich darauf, was es war, aber
irgendetwas an mir war doch deutlich anders, als an ihnen. Nur was? Hah! Jetzt hab ichs! So ziemlich alles. So kam es also, dass ich versuchte, durch den kleinen Schlitz jemanden auszumachen, der so aussieht wie ich.
Irgendwo hier, muss doch einer meiner Eltern sein. Ein Versuch, mein Ei zu bewegen, oder zu drehen, scheiterte jedoch kläglich, so konnte ich lediglich in eine einzige Richtung schauen und in dieser gab es nur die Zweibeiner.
Etwa einen Tag, nachdem es so hell wurde, kamen die Zweibeiner mit großen Krügen zu mir herüber. Sie holten eine orangefarbene, zähflüssige Masse daraus hervor und bestrichen damit mein Ei. Ich denke nicht, dass sie wissen was sie dort tun, denn die Schale wurde dadurch weich und porös. Sie wollten mich ganz anscheinend aus diesem sicheren Behältnis hervor holen, aber ich war einfach noch nicht bereit dazu. Ein wenig von dieser orangenen Masse, sie nannten es Honig, lief in den Riss hinein und ich holte ihn mit der Zunge daraus hervor, weil er mir die Sicht versperrte. Es schmeckte gar nicht einmal so schlecht.
Doch ich war wohl ein wenig voreilig, denn kurze Zeit später wurde der Riss auch von dem Zweibeiner bemerkt, der mein Ei gerade mit diesem Honig einrieb. Er jubelte aufgeregt und rannte davon. Ich nutzte die Gelegenheit, noch einmal mein Ei zu bewegen und dank des schmierigen Honigs, gelang es mir nun auch. So konnte ich nun die andere Seite des Raumes sehen, in dem ich mich befand. Eine recht große Tür versperrte mir jedoch den Blick nach draußen. Diese ging aber kurze Zeit danach auf und gab den Blick auf eine weitere Mauer preis. Es war nicht viel zu erkennen, doch der Pfleger mit dem Honig kam zurück, auf dem Arm ein Haufen Pflanzen.
Er schob immer wieder kleinste Teile durch den Riss und ich probierte sie, doch die meisten Schmeckten widerlich. So verweigerte ich eine zweite Portion davon und bekam etwas Neues zum Probieren. Was Futter angeht, bin ich sehr wählerisch, wie mir scheint. Letztlich schmeckte mir jedoch das, was sie als Alraune kennen, noch am Besten. Zusammen mit dem Honig war es schon fast erträglich.
Eines Tages dann erwachte ich und bemerkte, dass sich hier einiges verändert hatte. Nicht nur, dass der Platz immer enger wurde, nein, ich lag auch nicht mehr auf diesen harten Steinen. Ich spähte nach draußen, um herauszufinden, was passiert ist, doch meine Sicht wurde versperrt. Was ich sah, waren ein paar Wesen, die genau so waren, wie ich. Naja, oder zumindest fast. Ich hatte natürlich eine sehr viel hübschere Farbe und meine Schuppen glänzten noch, aber das war alles ganz plötzlich vergessen, als sie mich wieder und wieder ansprachen. Ich antwortete ihnen also, weil mich diese ständige Fragerei zu nerven begann und so lernte ich dann
LadySirius,
nichdiemama,
JaGi und
Sandy kennen. Sie erzählten mir so einiges und hätten wohl den Zweibeinern erst erklären müssen, warum ich mich hier so unwohl fühlte. Dann haben sie mir ein Nest errichtet und tatsächlich, ich fühlte mich schon deutlich besser. Sie baten mich immer wieder, doch heraus zukommen, damit ich dann mit ihnen spielen könnte. Sie selbst waren noch nicht viel älter als ich, zumindest schätzte ich es so ein. Wesentlich größer waren sie jedenfalls noch nicht.
So kam es also, dass ich langsam damit begann, mich aus meiner Schale zu befreien...