18. Januar 2010
Vor ein paar Tagen, nach dem Ausbau des Drachenturms, wurden noch einmal die Gelehrten zusammen gerufen, um noch einmal, unter den jetzt verbesserten Bedingungen, ein Ei zu beschwören. Und tatsächlich, alle Mühen hatten sich gelohnt!
Nicht nur, dass die Beschwörung schon nach einem Drittel der früher erforderlichen Zeit zum Erfolg führte, das Ei war auch deutlich größer als die bisherigen. Die Begeisterung war groß und die Neuigkeiten verbreiteten sich schnell, zuerst im Ort und dann auch im übrigen Tal.
Umgehend wurde Material zum Bebrüten des Eis zusammen getragen. Eifrig wurden Bestellungen ausgesandt. Karren für Karren trafen die benötigten Waren ein, rege Betriebsamkeit herrschte. Es sollte nicht gespart werden, diesem Ei sollte von Anfang an die bestmögliche Versorgung zukommen.
Nun wird das Ei seit einer Weile bebrütet. Die Gelehrten stecken wieder die Köpfe zusammen, prüfen hier, vergewissern sich dort, drosseln da ein wenig die Zufuhr, steigern sie dort wieder etwas. Die Spannung wächst. Wird es ein Weibchen oder ein Männchen? Wie kräftig wird das Baby schon sein? Wie wird er aussehen, der erste Drache des Druidentals? Wie wird sein Naturell sein?
19. Januar 2010
Den Gelehrten war es gelungen, den komplizierten Vorgang optimal im Griff zu behalten. Man merkte ihnen die Anstrengung und ihre Erleichterung an. Nur wenige von ihnen hatten je selbst am Ausbrüten eines Dracheneis mitgewirkt, aber natürlich hatten sie viel gelesen, sich ausgetauscht, auch mit Gelehrten anderer Orte und der Hauptstadt, und waren auch schon anderorts als Beobachter zugegen gewesen. Vielleicht war das gerade gut so, so dass sie sich besonders viel Mühe gaben und keinerlei Nachlässigkeit oder Leichtsinn zuließen.
Aus dem Ei schlüpfte eine prächtige kleine Drachendame. Weil bisher alles so glücklich und erfolgreich verlaufen war, bekam sie den Namen Felicia.
Die Freude im Land war riesengroß. Nach dieser langen Zeit des Aufbaus endlich der erste Drache, und dann gleich ein so bemerkenswerter! Natürlich wollte jeder das Küken sehn und wer konnte, kam auch. Bald schon regten sich Stimmen, die den Drachen weiter heran wachsen sehen wollten, und so wurde dieses Ziel auch nach Kräften weiter verfolgt.
22. Januar 2010
Auch beim magisch ausgelösten Wachstumssprung, der aus dem Drachenbaby ein Kind werden ließ, verlief alles nach Plan, nur mit nicht ganz so gutem Erfolg wie erhofft. Felicia beschäftigte nun eine kleine Gruppe von Drachenpflegern, die mit ihm spielten (was nicht immer ohne Wunden und Blessuren auf Seiten der Menschen abging), es massierten, die Schuppen bürsteten und es mit Obst und Fleisch fütterten. Aber die Mühen zahlten sich aus, meist grinste sie breit, wenn sie einen Menschen ansah, und behielt ihr freundliches Naturell.
Das machte Mut, sie zu einem richtigen Drachen heran zu züchten, der auch Feuer spucken und fliegen konnte. Also wurden die Gelehrten zusammen gerufen. Auf die Frage, welche Materialien sie denn für den nächsten Wachstumssprung benötigten, zunächst nur verlegenes Schweigen. "Warum sprecht ihr nicht? Übersteigt die nächste Wachstumsstufe Eure Fähigkeiten?" Entrüstet, weil in ihrem Stolz getroffen: "Nein, das ist es nicht, Herr! Es ist nur ... also ... nun ja ... das nächste Ritual wird SEHR teuer werden." Stimmengewirr. "Nun ... das klingt unerfreulich. Aber schließlich sind wir nicht schon so weit gekommen, um jetzt einfach aufzugeben. Also sagt an, WIE teuer denn etwa?" Kurze Pause. Schließlich einer der Gelehrten: "Naja, etwa so teuer wie der Bau der Arena." Aufruhr und lautes Durcheinander. "Wie die Arena!" "Unglaublich!!" "Haben die Gelehrten den Verstand verloren?" Der oberste Druide musste die versammelten Stadtoberen erst einmal beruhigen. Dann wurde beratschlagt. Die Stadtschreiber und Kaufleute wurden gefragt, wie viel das ganze Land zu erwirtschaften in der Lage wäre und wie teuer die benötigten Güter kämen. Schließlich nahm das Vorhaben Gestalt an. Wenn alle an einem Strang ziehen würden, würde es machbar sein, so wie zuvor auch der Drachenturm und die Arena. Allmählich kamen wieder der alte Ehrgeiz und neue Zuversicht auf.
